ARD/ZDF:
Spielfläche für Deutsches: Produzenten wollen den Jugendkanal
Der ARD-ZDF-Jugendkanal und seine Bedeutung für die deutsche Gesellschaft: So unterstützt die Produzentenallianz das Projekt in einem Brief an die Länderchefs.
Der gemeinsame Jugendkanal von ARD und ZDF, der offenbar immer schlechtere Chancen hat, bekommt Unterstützung von Seite der Produzenten. Und das nicht ohne Grund: Die TV-Kreativen fürchten auch um ihre eigenen Zukunft, sollte die junge beziehungsweise künftige Generation TV nur mehr mit internationalen Formaten sozialisiert werden. Wer will dann in Zukunft noch in Deutschland produzierte Fernsehsendungen mit Bezug auf eine deutsche Lebenswirklichkeit sehen?
Die Produzentenallianz macht in einem Brief an die Länderchefs auf dieses Problem und auf die Bedeutung eines möglichen öffentlich-rechtlichen Jugendkanals für 14- bis 29-Jährige für die Gesellschaft aufmerksam. "Da gerade in dieser Altersgruppe im digitalen Umfeld vielfältige mediale Angebote zur Verfügung stehen, die oftmals mit ausschließlich internationalem Content gespeist werden, birgt eine solche Entwicklung, wenn keine entsprechenden Angebote von ARD und ZDF zur Verfügung gestellt würden, die Gefahr, dass die Jugendlichen gerade in diesem besonders wichtigen Entwicklungsstadium immer weniger Zugang zu Inhalten erhalten, die durch die Lebenswirklichkeit der Bundesrepublik Deutschland geprägt sind", heißt es in dem Schreiben, das die Staatskanzleien vor ihren Beratungen zum Thema am Donnerstag auf den Tischen liegen haben.
Des Weiteren weisen die Produzenten im Verband darauf hin, dass der Jugendkanal den Zugang der künftigen Generation zum öffentlich-rechtlichen System garantiere – wenn er denn gut gemacht und ausreichende ausstaffiert sei. Wörtlich schreibt die Produzentenallianz: "Bei einer entsprechend ausgerichteten Programmgestaltung kann es – eine ausreichende Finanzierung vorausgesetzt – gelingen, diesen jungen Zuschauern hochwertiges und für sie geeignetes Programm nahezubringen und so zu verhindern, dass sich diese jungen Zuschauerschichten von den Angeboten des öffentlich-rechtlichen Qualitätsfernsehens zunehmend entfremden und damit langfristig als künftige Zuschauer der Programme von ARD und ZDF verloren gehen." Die Produktionsunternehmen der Allianz Deutscher Produzenten und insbesondere ihrer Sektion Animation hätten "ein vitales Interesse daran, mit den Programmverantwortlichen eines solchen Jugendkanals zusammenzuarbeiten und mit ihnen konkrete Programmideen und -formate zu entwickeln, die in für die Altersgruppe geeigneter Form den Jugendlichen qualitätsvolle Angebote bieten können", werben die Berliner in eigener Sache und trommeln bei der entscheidenden Länderrunde pro Jugendkanal.
Dagegen beschreibt am Dienstag die Mainzer "Allgemeine Zeitung" das drohende Aus des Projekts. Drei Länderchefs, darunter auch Bayerns Horst Seehofer, stehen demnach dagegen. Die Abstimmung soll am Donnerstag bei der Konferenz der Ministerpräsidenten über die Bühne gehen: Neben Seehofer sollen auch die konservativen Regierungschefs von Hessen und Sachsen den Spartenkanal für 14- bis 29-Jährige ablehnen. Nur: Für die Umsetzung braucht es einen einstimmigen Beschluss. ZDF-Intendant Thomas Bellut hat vor wenigen Tagen die Aufstockung des Personals gefordert, um den Sender betreiben zu können. Von zehn bis 20 zusätzlichen Arbeitskräften ist die Rede. Bisher sind 45 Millionen Euro pro Jahr für das junge Angebot in Fernsehen, Radio und Internet geplant.