Öffentlich-rechtliche:
ARD und ZDF wollen Jugendkanal crossmedialer anlegen
Vor gerade mal vier Wochen hatten die Minsterpräsidenten den Plänen von ARD und ZDF eine Absage erteilt: Einen gemeinsamen Jugendkanal der Anbieter hatten die Länderchefs vorerst abgelehnt. Die Sendeanstalten wollen nun nachbessern - crossmedial.
Vor gerade mal vier Wochen hatten die Minsterpräsidenten den Plänen von ARD und ZDF eine Absage erteilt: Einen gemeinsamen Jugendkanal der Anbieter hatten die Länderchefs vorerst abgelehnt. Die Sendeanstalten wollen nun nachbessern - crossmedial. Heißt: Interaktion im Netz, keine rein lineare Abspielstation, aber mit einem starken Fernsehanker und mit Unterstützung der Radiostationen. Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor: "Wir werden die Jungen, die wir bei uns in den Programmen haben, die auch darauf brennen, dass sie loslegen können, einbeziehen."
Ob das genügt, um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen? Diese führen an, dass ARD und ZDF das Mediennutzungsverhalten der jungen Generation nicht verstehen würden (siehe W&V-Blog) und sich nicht an den Lebenswelten der Jugend orientierten (beispielsweise "Berliner Zeitung"). Den Regierungschefs der Bundesländer war teilweise inhaltlich zu mager, außerdem hatten sie moniert, dass die Digitalpläne der Öffentlich-Rechtlichen am Ende ein paar Millionen mehr kosten könnten als die geplanten 45 Millionen Euro. Denn das Jugendprogramm wird, wie alle digitalen öffentlich-rechtlichen Kanäle, werbefrei senden. So gab man den Sendeanstalten bis Frühjahr 2014 Zeit, das Konzept nachzubessern. Von Medienbeobachtern wurde das als klares Nein verstanden - was für ein Aufatmen bei natürlichen Gegnern wie dem Privatfunkverband VPRT sorgte.
Doch die ARD gibt nicht auf: Anlässlich der Intendantentagung der ARD-Sender gab der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor bekannt, ein nachgebessertes Konzept für ein crossmediales Angebot, das auf Fragen der Ministerpräsidenten eingehen soll, werde wie geplant bis März 2014 stehen: "Wir werden ihnen noch bildlicher machen, was wir vorhaben", sagte Marmor. Das kann durchaus erahnt werden: Bei jungen Projekten wie der "WochenWebSchau" wirft die ARD bereits alles in den Ring, was junge Leute ansprechen könnte. Verantwortet vom jungen Entwicklungsteam "Digitale Garage" bei Radio Bremen, ist das siebenminütige Format seit Sommer jeweils freitags im Fernsehen in den digitalen ARD-Kanälen Tagesschau24 (19.45 Uhr), EinsPlus (20.00 Uhr) und Einsfestival (23.30 Uhr) sowie auf der Site wochenwebschau.de zu sehen. Das Social Web spielt dabei eine große Rolle: Die "WochenWebSchau" ist auch über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, YouTube und Tumblr verfügbar.
Sichtbar wird die Strategie auch beim 2012 relaunchten Digitalkanal EinsPlus, den der SWR verantwortet - mit neuartigen Formaten. Nicht umsonst blicken kommerzielle Mitbewerber auf das Projekt Puls beim BR in München: Eigentlich als digitales Radio veranschlagt, umgarnt die junge Welle via Web, in UKW-Fenstern und mit einem TV-Pendant die Hörer- und Seherschaft unter 30. Von Anfang an ist das vor wenigen Monaten gestartete Projekt trimedial angelegt gewesen. Via Radiostationen wie You FM oder 1 Live hat die ARD also durchaus schon Zugang zur jungen Zielgruppe - und die Jugendwellen werden mit im Boot sitzen, wenn es darum geht, den neuen Sender mit Leben zu füllen.
Wie gut auch das ZDF die Jugend versteht - und wie rotzfrech das für seine unverblümt-ironischen Clips bekannte "Neo Magazin" für den gemeinsamen Jugendkanal "wirbt" - zeigt dieses ZDF-Neo-Video:
sh/ps