Duales Rundfunksystem?:
SPD-Feier, BR Puls: VPRT schießt gegen ARD und ZDF
Der VPRT sieht einmal mehr das duale Rundfunksystem in Schieflage. Es gibt gleich zwei Auslöser: die SPD-Geburtstagsfeier und BR Puls.
Hochkonjunktur in der Pressestelle des VPRT: Der Privatfunkverband erzürnt sich am Donnerstag sowohl über das ZDF als auch über die ARD. Zum einen beklagt der Berliner Verband die "Zweiklassenbehandlung innerhalb des dualen Rundfunksystems" bei der 150-Jahr-Feier der SPD, wo aus VPRT-Sicht ein Pool-Vertrag zwischen der Partei und dem ZDF andere Fernsehsender von der Live-Berichterstattung ausgeschlossen habe.
Die öffentlich-rechtlichen Mainzer wehren sich naturgemäß – wie immer, wenn der VPRT scharf schießt. Das ZDF trage die Übertragungskosten von der SPD-Feier alleine. Einer Bitte vom RTL-Nachrichtenkanal n-tv, das Signal kostenlos live zu übertragen, "konnte deshalb nicht entsprochen werden", rechtfertigt sich der Sender unter Intendant Thomas Bellut. Dieses Verfahren sei absolut üblich und werde auch bei vergleichbaren Veranstaltungen angewendet. Ausländische Sender konnten die 150-Jahr-Feier zeitgleich ausstrahlen, inländische Sender waren zu einer Ausstrahlung mit 15-minütiger Zeitverzögerung berechtigt - mit Ausnahme des ZDF-Partnersenders Phoenix.
Hier hakt n-tv ein;der Sender habe schon vor zwei Wochen über die SPD mit dem ZDF das Gespräch gesucht. "Bis zum gestrigen Nachmittag hat sich das ZDF aber nicht in der Lage gesehen, mit uns eine Lösung zu finden. Der Verweis auf die Kosten überrascht uns doch sehr. Wir wären da durchaus gesprächsbereit gewesen, zumal in Poolverfahren eine Kostenbeteiligung ja durchaus üblich ist", heißt es bei n-tv. Eine Beteiligung an den Kosten gegen Liveübertragung habe n-tv "zu keinem Zeitpunkt" angeboten, meint nun das ZDF. Auch deshalb habe der Sender wie alle anderen inländischen Sender das Signal "kostenlos mit 15 Minuten Zeitverzögerung" bereitgestellt bekommen.
Mit deutlich mehr Schaum vor dem Mund tritt indes der Hörunk-Part des VPRT in Person von Klaus Schunk am Donnerstag auf. Er rügt die "Trimedialität als Ausbaustrategie im ARD-Radio". Stein des Anstoßes ist das Projekt BR Puls. Seit einer Woche hat der Bayerische Rundfunk sein neues Jugendprogramm im Angebot, das Internet, Digitalradio, TV, Social Media, Events und auch ein UKW-Fenster bei der Popwelle Bayern 3 umfasst. Besonders ärgert Schunk, den Vorsitzenden des Fachbereichs Radio und Audiodienste im VPRT sowie Geschäftsführer von Radio Regenbogen, dass der BR schon der zweite Sender nach dem SWR sei, der unter der Prämisse "Trimedialität" (Radio, Fernsehen, Online) Tatsachen schaffe.
Schunk schimpft: "Was aus so genannten multimedialen Testversuchen werden kann, hat ‚Das Ding‘ vom SWR gezeigt, das jetzt ganz offiziell als Programm beauftragt werden soll. Erst Pilotprojekt, dann trimedial aufgestelltes Zielgruppenprogramm. Unter dem Deckmantel einer effizienten multimedialen Verwertung findet eine schleichende Ausweitung des öffentlich-rechtlichen Angebots über sämtliche Plattformen statt, wobei im Falle von ‚Das Ding‘ selbst das bewährte UKW mit Stützfrequenzen für den ungebremsten Programmausbau herhalten muss." Rechtliche Grenzen wie Programmzahldeckelungen oder die Einhaltung von Telemedienkonzepten könnten so unterlaufen werden, moniert der VPRT-Manager. Er will nun auch, dass die Zahl der Internet-Radioprogramme verbindlich zu begrenzen sei. Auch sollten sich die ARD-Anstalten an die Vorgaben zur Durchführung von Drei-Stufen-Tests halten.
Schunk und der VPRT wollen nun BR Puls im Auge behalten. Er droht, dass sich die private Konkurrenz "bei Bedarf auch an die Rechtsaufsicht und den BR-Rundfunkrat" wenden würde.