ZDFneo: Bellut wirft privaten Gegnern "Rechenfehler" vor
ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut hebt den hohen Anteil an Dokumentationen im neuen Spartensender und den sparsamen Umgang mit Gebührengeldern hervor.
Der Schlagabtausch um den umstrittenen neuen Spartensender ZDFneo nimmt an Schärfe zu. Als eine "Mischung aus Fehlinformationen und Mutmaßungen" hat ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut die Kritik des Privatrundfunkverbandes VPRT am Konzept des neuen Digitalkanals ZDFneo zurückgewiesen. Die Polemik des VPRT fuße "teils auf Rechenfehlern, zum anderen auf Halbwahrheiten und deren Interpretationen", so der ZDF-Mann. Er sieht durch die Reaktionen der Kommerziellen die Überzeugung des ZDF bestärkt, "mit dem neo-Konzept eine Punktlandung geschafft zu haben: ein Programmangebot für junge Familien und die Alterszielgruppe 25 bis 50". Genau diese Zielrichtung sei mit den Ländern vereinbart und im Rundfunkstaatsvertrag festgeschrieben worden, hebt Bellut hervor
Der Anteil hochwertiger Dokumentationen und Reportagen am Programm von ZDFneo betrage nach wie vor über 50 Prozent, unterstrich Bellut. Und nennt als Beispiel: "Wir platzieren unsere Top-Doku-Reihe 'Terra X', die international in der höchsten Qualitätsliga spielt, von Montag bis Donnerstag um 20.15 Uhr." Besonders ärgerlich nannte Bellut "die scheinheilige Kritik", dass der Spartenkanal keine Nachrichten enthalte: "Es waren gerade die Privatsender, die von der Politik gefordert hatten, ZDFneo dürfe kein Vollprogramm werden und deshalb unter anderem keine Nachrichten senden." Bei der Behauptung, Sendungen von ZDFneo seien bereits in privaten Programmen zu sehen, unterschlage der VPRT den "wichtigen Hinweis, dass er sich hier nur auf ein paar Programm-Rosinen im teuren Pay TV beziehe". Von der preisgekrönten amerikanischen Serie "30 Rock'", die ZDFneo zeigen wird, hätten die Privatkollegen im frei empfangbaren Fernsehen die Finger gelassen, ebenso von den intelligenten Serien der öffentlich-rechtlichen BBC, wettert der Programmdirektor.
Die Mutmaßung des VPRT, das Programmschema von ZDFneo könne eine Gebührenerhöhung auslösen, bezeichnete der ZDF-Programmdirektor als "Falschmeldung wider besseres Wissen". ARD und ZDF hätten sich nicht nur für die laufende, sondern auch für die Gebührenperiode ab 2013 verpflichtet, keinen zusätzlichen Entwicklungsbedarf für diese Kanäle anzumelden. Alle Mittel, die das ZDF in seine drei digitalen Ergänzungskanäle steckt, müssen an anderer Stelle eingespart werden. Unter dem Strich entwerfe der VPRT ein "Zerrbild" des ZDF-Spartenkanals, weil er "anscheinend einen ernstzunehmenden Wettbewerb um jüngere Zuschauer" fürchte.
ZDFneo ersetzt mit Serien, Filme, Dokus und Magazinen ab November den bisherigen Spartensender ZDFdoku. Die Ankündigung des ZDF kommentierte VPRT-Präsident Jürgen Doetz mit den Worten: "Das übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen." ZDFneo sei ein Beleg dafür, dass die Öffentlich-Rechtlichen völlig schamlos auf der Weide der Privaten grasen. Dabei sei es gerade nicht die Aufgabe von ARD und ZDF, mit Gebührengeldern privaten Rundfunk unmöglich zu machen.