Studie zu Connected TV:
Smart TV kann am linearen Fernsehen (noch) nicht rütteln
Trotz zahlreicher Smart-TV-Geräte: Lineares Fernsehen bildet immer noch den Einstieg in einen TV-Abend, weiß eine Studie der Medienanstalten.
Besonders "smart" ist die Konvergenz im Fernsehmarkt noch nicht. "Nicht zuletzt anhand der Zahlen des Digitalisierungsberichts der Medienanstalten wird deutlich, dass die Zahl der mit dem Internet verbundenen Fernseher und die Nutzung ihrer ‚smarten‘ Funktionalitäten der Diskussion noch hinterherhinkt", so das Fazit der Studie "Wie smart ist die Konvergenz? Markt und Nutzung Connected TV". Herausgegeben haben sie die Medienanstalten im Verbund. Sie haben in ihrem Digitalisierungsbericht 2013 nachgewiesen, dass rund elf Prozent der TV-Haushalte wissentlich ein Smart-TV-Fernsehgerät besitzen - und von diesen nur rund 50 Prozent auch mit dem Internet verbunden haben. Eines vorweg: Klassisches Fernsehen hat immer noch die Nase vorn. "Überraschenderweise" bilde über alle Nutzergruppen hinweg weiterhin das lineare Fernsehprogramm den Einstieg in einen alltäglichen Abend auf der Couch, wissen die Forscher.
Klar sei, dass bereits in vielen Haushalten "connectable TVs" stünden und damit das Potenzial für eine weitreichende Konvergenz im Wohnzimmer also "zweifelsohne" bereits vorhanden sei, heißt es in der aktuellen Tiefenanalyse. Markt und Nutzung von Connected TV klaffen demnach allerdings weit auseinander, obwohl kaum ein Begriff die Rundfunkwelt derzeit "so in Atem" halte. Laut der von Ralf Kaumanns durchgeführten Marktanalyse sind es vor allem die "Gatekeeper-Strategien der Gerätehersteller wie auch der Programmveranstalter", die die Angebote treiben. Das brachte Smart-TV-Herstellern schon den Spionageverdacht ein.
Weiter heißt es in der Studie: Wenn Smart TV – also der Weg via TV-Gerät ins Web – tatsächlich genutzt wird, suchen sich die Zuschauer in erster Linie Video-on-Demand-Dienste wie Maxdome oder Watchever. Deutlich werde auch, dass nur Nutzer mit einem sehr ausgeprägten Interesse an speziellen Inhalten bereit seien, auf mehrere VoD-Dienste zurückzugreifen. Das sind dann zumeist große Serienfans. Apropos Nutzer: In der Überzahl sind bei Smart TV aktuell noch die "Early Adopter", also die technischen Vorreiter. Bitter für die Anbieterseite: Die Videotext-Weiterentwicklung HbbTV zieht laut der Analyse gegenüber Second-Screen-Plattformen wie Twitter und Facebook den Kürzeren. Und: Inhalte lokaler TV-Sender werden kaum gesucht im Smart TV. Eine PDF-Version der Studie steht auf der Website der Medienanstalten kostenlos zum Download bereit.
Apropos klassisches Fernsehen: Zeitgleich resümiert der Privatfunkverband VPRT, dass die TV- und Radioangebote auch 2013 die Lieblingsmedien der Deutschen waren. Insgesamt sahen sie im zurückliegenden Jahr im Schnitt täglich drei Stunden und 41 Minuten fern. 93 Prozent der Bevölkerung glotzen überhaupt, 71 Prozent von ihnen täglich. Zu den Übertragungswegen heißt es hier: "Über 55 Prozent aller Online-User nutzten 2013 TV- und Video- sowie Radio- und Audioportale."