Senderchef Kosack will Sat.1 zum echten Gegenspieler von RTL machen
Nicht mehr die Rücklichter sehen, sondern aufschließen zu RTL will der neue Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack. Der "SZ" verrät er wie. Im Zentrum stehen die eigenproduzierten Serien.
Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack spricht nach drei Monaten im Amt Tacheles und kündigt in der "Süddeutschen Zeitung" an: "Wir wollen den Mainstream ansprechen." Er misst sich dabei einzig mit Marktführer RTL. "Wir sind immer dann erfolgreich, wenn wir uns komplementär aufstellen", sagt er dem Blatt. Seine Strategie ist es, "nicht zu schauen, was alle anderen Sender abends machen, ich habe mich nur auf RTL konzentriert". Und er wolle große Emotionen. Komplementär will der neue Sat.1-Lenker vor allem mit eigenproduzierten Serien punkten. Wie etwa am Montagabend, wenn bei RTL "Wer wird Millionär" und "Rach der Restauranttester" zu sehen sind. Am Donnerstag, wenn bei den Kölnern mit "Alarm für Cobra 11" deutsche Fiktion angesagt ist, kommt Sat.1 ab sofort auf Reality-Formate wie "Bitte melde dich". Neu an den Start gehen soll ein Medical unter dem Arbeitstitel "Die Docs".
Dass die Champions League künftig beim ZDF zu sehen ist, nimmt Kosack locker und sagt der "SZ": "Wenn gespielt wird, sind die Quoten oft phantastisch, wenn nicht, nicht. Die Champions League ist Segen und Fluch." Die Sportmarke "ran" soll nicht verkümmern; er kann sich vorstellen, das Format mit Boxen oder Motorsport zu füllen. Auch den legendären Superbowl aus den USA führt er an. Apropos Sport: Den Magazin-Sendeplatz von "ran"-Moderator Johannes B. Kerner um 22.15 Uhr will Sat.1 laut Kosack "mittelfristig wieder füllen". Er lässt gerade mehrere Produktionsfirmen entwickeln. Auch mit Kerner selbst spreche man über "weitere mögliche Formate".
Zur starken Konkurrenz aus Köln sagt Joachim Kosack, dass er das Ganze sportlich sehe – RTL sei der "FC Bayern München" im Fernsehmarkt. Gegen Bayern müsse ein Sender wie Sat.1 "dagegenhalten, klug spielen, dich genau mit ihnen beschäftigen", so der Senderchef. Dann könne man "auch in München 2:1 gewinnen. Oder sogar 4:1." Diese Gleichung macht er Zusammenhang mit den neuesten Erfolgen mit der Castingshow "The Voice of Germany" auf. Bis zu 25 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe stünden "14,15 Prozent" bei RTL entgegen. "Das kennen die gar nicht mehr", sagt der Chef des Senders, dem sonst immer nachgesagt worden ist, dass er nur die Rücklichter der Kölner sieht.