TV-Kritik: Neuer Sat.1-Serienabend unterhält
Gelungener Auftakt: "Der letzte Bulle" mit Henning Baum lässt die Generation Golf schmunzeln, mit "Danni Lowinski“ sympathisieren all jene, die selbst nicht perfekt sind.
Sat.1 wird seinem neuerdings deutlich formulierten Anspruch des unterhaltsamen Familienfernsehens mit dem neuen Serienabend am Montag gerecht. Die viel beschworene "Generation Golf" - mittendrin in der Sat.1-Kernzielgruppe der 30- bis 59-Jährigen - kann über die Pointen in "Der letzte Bulle" mit Henning Baum um 20.15 Uhr schlicht und einfach lachen. Sie kann nachvollziehen, dass der Aids-Tot von Queen-Sänger Freddie Mercury oder die wahren Gründe für die Netzshirts des Barden den Protagonisten nach einem 20-jährigen Koma schockt. Und sie fühlt mit, wenn nach 20 Jahren Absenz die Queen-Plattensammlung futsch ist. Die Generation Golf erinnert sich auch zu gut daran, dass die Cowboy-Stiefel des schmökenden Mick Brisgau für Blasen an den Fersen sorgen.
Alles in allem: Die Zielgruppe ist mit dem "letzten Bullen" zufrieden, auch wenn die Handlung vor lauter Sinnieren über die nostalgischen Anspielungen auf die 80er ins Hintertreffen gerät. Selbst Sat.1 hat gut Lachen: 13,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen und insgesamt 2,99 Millionen Zuschauer ab 3 Jahren sind ein Premieren-Ergebnis, das die Münchner auf ein "starkes Comeback der deutschen Serien" hoffen lässst.
Im Anschluss an den „Bullen“ klappt es in Sachen Quoten sogar noch besser. Dass bei der mehrfach verschobenen neuen Comedyserie "Danni Lowinski" 2,18 Millionen Werberelevante zugeschaut haben, dürfte Sat.1 vor allem Sympathieträgerin Annette Frier zu verdanken haben. Die ist es nämlich, die als freche Anwältin dem Bällchensender um 21.15 Uhr einen Marktanteil – und damit einen Super-Auftakt - von 15,8 Prozent in der Zielgruppe beschert – zu Recht.
Zwar kommen Verfechter des Bildungsfernsehens am neuen Montagabend bei Sat.1 nicht auf ihre Kosten. Unterhaltung ist mit "Danni Lowinski“ aber auf jeden Fall geboten. Mit zu kurzen Röcken, weiten Ausschnitten und ihrer etwas unbeholfenen Art, schafft es die Protagonistin die Zuschauer zu erreichen. Ist man selbst doch auch nicht perfekt und hofft irgendwann mal dem Dasein als „Was-auch-immer“ entschwinden zu können. Danni Lowinski schafft das: Sie steigt von der Frisöse zur Anwältin auf – nicht ohne Stolpersteine –, aber dafür umso witziger – und umso sympathischer. Sie darf dem Porsche-fahrenden-Anwaltskollegen den Stinkefinger zeigen, ohne ordinär zu wirken. Und doch hofft man, dass die beiden einmal mehr als nur den Berufsstand teilen.
Alles in allem sind beide Serien das, was Sat.1 seit Langem gefehlt hat – und RTL mit "Doctor`s Diary“ bereits hat: nette Eigenproduktionen, ohne sich allzu Ernst zu nehmen - mit sympathischen Hauptdarstellern, die auch zu Sendergesichtern taugen. Der gute Lauf reißt andere mit sich: Das nachfolgende Promi-Magazin "Stars & Stories" meldet mit 11,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe Jahres-Bestwert und den zweitbesten Wert seit Sendestart.
ps/kad