
Zur neuen Produktstrategie:
Rewe-Pudding-Test: Wie wenig Zucker erträgst du?
Rewe will Zucker in den Eigenmarken reduzieren. Doch um wie viel? Das möchte der Händler mit einer Kundenbefragung herausfinden. Wir haben den Test-Schokopudding probiert.

Foto: W&V/Verena Gründel
Auf Neuhochdeutsch würde man Schokopudding wohl als Comfort Food bezeichnen. Er erinnert an die heimelige Wärme, als Mama noch jeden Tag liebevoll das Essen für uns gekocht hat. Zum Nachtisch gab es das Highlight, herrlich süßen Schokopudding. Vielleicht mit Vanillesoße, Sahne oder Obst.
Zucker, die böse Droge
Damals hatte er noch keinen faden Beigeschmack. Über zu viel Zucker haben wir uns keine Gedanken gemacht, was nicht nur am Alter, sondern auch an der Zeit lag. Im Jahr 2018 ist Zucker böse. Er gilt als das neue Rauchen. Die Droge der Wohlstandsgesellschaft. Über die Formulierung kann man streiten. Zumindest aber sollte man möglichst wenig davon essen.
Aber wie wenig ist aus Geschmacks- und Vertriebssicht gerade so noch ok? Das möchte Rewe jetzt im Zuge einer neuen Strategie herausfinden, in der das Unternehmen die Zuckermenge in vielen Produkten der Eigenmarken reduzieren will. Dafür startet der Händler einen Test:
Einen Monat lang verkauft er in seinen Filialen einen Viererpack Schokopudding. Er enthält das altbewährte Produkt mit 14 Gramm Zucker pro 100 Gramm und jeweils einen Becher mit 20 Prozent, 30 und 40 Prozent weniger Zucker. Ich habe ihn vorab getestet.
Die 163 Kilokalorien halten ihr Versprechen
Nach den Anweisungen von Rewe habe ich pflichtgemäß zuerst die Standardvariante probiert. Bisher dachte ich, Schokopudding schmeckt mir nicht besonders gut. Deshalb waren meine Erwartungen gering. Doch Überraschung, der erste Löffel schmeckte überraschend lecker. Sehr cremig, angenehm schokoladig und schön süß - die 163 Kilokalorien pro 100 Gramm halten, was sie versprechen.
Als zweites war der Minus-20-Prozent-Pudding an der Reihe. Der geschmackliche Unterschied war minimal. Hätte ich vorher nicht schon den süßeren probiert, hätte ich ihn für das Standardprodukt gehalten. Also auch lecker.
Deutlicher wurde der Unterschied erst bei dem Pudding mit 30 Prozent weniger Zucker. Er schmeckte etwas herber schokoladig und milchiger. Die eigentlichen Aromen, nämlich Kakao und Milch, kommen bei weniger Zucker deutlicher zum Vorschein. Das gefällt mir.
Zuckerschock
Dem vierten Becher aber schmeckt man die 40 Prozent weniger Zucker tatsächlich an. Er ist immer noch in Ordnung, aber das Glücksgefühl und die Befriedigung, die man beim Verspeisen einer Süßigkeit erwartet, blieben aus. Fans von Zartbitterschokolade mögen das anders sehen.
Rewe empfiehlt, nach dem vierten noch einmal das Standardprodukt zu verkosten. Mund auf, Löffel rein - Zuckerschock. Plötzlich ist der normale Pudding so pappsüß, dass ich das Gesicht verziehe. "Wie konnte Rewe bisher so einen furchtbar süßen Pudding verkaufen?", frage ich mich spontan. Mein Ich von vor drei Minuten weiß die Antwort: Weil er "sehr cremig, angenehm schokoladig und schön süß" ist. Zumindest wenn man keinen Vergleich hat.
Da ich aber den Vergleich habe, entscheide ich mich für Sorte 3, also die mit 30 Prozent weniger Zucker. Sie liegt nur ganz knapp vor der mit 20 Prozent weniger. Ich hoffe, der Rest von Deutschland sieht es ähnlich. Denn die Gewinnersorte wird in Zukunft produziert und kommt statt des Ausgangsproduktes spätestens im Mai in den Handel.
Allerdings muss ich am Ende zugeben - Schokopudding-Käufer werde ich sicherlich auch dann nicht.