Werbefinanziertes VoD mit Watchbox:
RTL macht Clipfish zur Watchbox
Für Nutzer kostenlos, weil werbefinanziert: So funktioniert das Streamingportal Watchbox, das RTL jetzt noch einmal anschieben will.
Clipfish heißt ab sofort Watchbox. Das Streamingportal von RTL ist kostenlos, funktioniert ohne Anmeldung oder Abo und wird durch Werbung finanziert. Während Clipfish zunächst eher für User-generated-Content gedacht war, was nicht so gut aufging, wurde schon bald eine Film- und Serienplattform daraus.
Damit das auch der Name deutlich macht, wird aus Clipfish nun also die Watchbox. Die Mediengruppe RTL streamt ja auch auf anderen Kanälen schon länger: Das normale Fernsehprogramm der Senderfamilie läuft seit einem guten Jahr auf TV Now zusammen (vorher: RTL Now, Vox Now u.s.w.). Kostenfrei für den Nutzer und werbefinanziert. Oder kostenpflichtig und mobil - mit weniger Werbung.
Der Unterschied zwischen Watchbox und TV Now: Filme und Serien werden hier angeboten, die nicht zwangsläufig bei RTL gesendet oder von RTL produziert wurden. Stattdessen stellt die Mediengruppe für die Watchbox die redaktionelle Kompetenz in den Vordergrund. Oder, wie es der Konzern formuliert: "Das neue kostenlose Streamingportal ermöglicht allen Nutzern, ihren Filme- und Serien-Horizont durch ungewöhnliche Empfehlungen zu erweitern."
Um das zu gewährleisten, gibt es in der Watchbox zum Start rund 100 redaktionelle Empfehlungslisten. Als Beispiele führt RTL Auswahlen an wie "Hollywoodstars in ihren ersten Rollen", "Preisgekrönte Indie-Perlen", "Schießwütig - mehr Waffen als Darsteller". Das weist auch schon darauf hin: Das Film- und Serien-Portfolio von Watchbox enthält vor allem Werke der Genres Independent, British, Horror, Komödie, Sciencefiction, Thriller und Anime. Das sind nicht zwingend die Formate, die Riesenreichweiten versprechen.
Anders formuliert: RTL will mit der Watchbox "Entdecker erreichen, die auf der Suche nach besonderen Inhalten abseits des Mainstream sind". Zu diesem Inhalten gehören aktuell rund 1000 Filme und 3000 Serienfolgen; das Angebot werde ausgebaut. Darum kümmert sich RTL interactive. Thorsten Sandhaus leitet Watchbox. Er sagt, dass sich der Clipfish-Nachfolger vor allem an junge Zielgruppen richtet. "Dabei setzen wir ganz bewusst gemäß unseres Kerngeschäftes auf ein werbefinanziertes Modell als attraktive und kostenlose Ergänzung zu abofinanzierten Angeboten." Soll heißen: Amazon Video, Netflix, Maxdome oder den Abruf-Angeboten von Sky. Die kostenpflichtigen Dienste teilen den deutschen Markt weitgehend unter sich auf. Unter allen Streamingangeboten führt nach einer Auswertung der Hochschule Fresenius mit 10,3 Millionen Nutzern die ARD-Mediathek gefolgt von Amazon Instant Video (9,7 Mio.), Youtube (8,9 Mio.), Netflix (4,9 Mio.) und Maxdome (2,4 Mio. Nutzer).
Auf der anderen Seite sieht sich Watchbox also Konkurrenten wie Youtube und Facebook gegenüber - werbefinanziert, für den Nutzer kostenfrei - aber reichlich spielfilm- und serienfrei eben auch, aufgrund der rechtlichen Situation. Allerdings kündigte Facebook eigene Fiction-Produktionen an. Der werbefinanzierte Streamingmarkt (AVoD - Advertised Video on Demand) ist darüber hinaus noch recht übersichtlich. In Deutschland arbeitet damit unter anderem der Filme-Anbieter Netzkino, der nach eigenen Angaben rund sechs Millionen Unique User pro Monat erreicht (Anfang 2017).
Ein bisschen TV Now ist aber auch bei Watchbox: Ausgewählt TV-Highlights lassen sich abrufen. Und über TV Now kann man auch die Watchbox erreichen. Das Streamingportal ist auf Smart-TV-Geräten, PCs, Smartphones und Tablets verfügbar, dazu gibt es Apps für Amazon Fire TV, Xbox One, Apple TV, Android und iOS. Nutzer von Hbb TV können die Plattform auch über den Red-Button bei den Sendern RTL, Vox und bei Nitro erreichen.