Gemeinsam gegen Netflix & Co.:
ProSiebenSat.1-Chef plant deutsche TV-Plattform für 2019
Nicht nur mit Discovery will ProSiebenSat.1 beim Streamen partnern - CEO Max Conze plant im großen Stil für die Gattung Fernsehen in Deutschland.
ProSiebenSat.1-Chef Max Conze will eine gemeinsame Internet-Plattform deutscher Fernsehsender Mitte 2019 starten. "Wir sind auf einem ganz guten Weg mit den Öffentlich-Rechtlichen, wie wir deren Inhalte darstellen können", sagte er am Montagabend im Münchner Club der Wirtschaftspresse. Er wolle auch mit RTL zusammenkommen, "aber das passiert nicht morgen früh". Mit dem neu berufenen RTL-Deutschland-Chef Bernd Reichart habe er noch nicht gesprochen.
Sein Ziel sei eine Alternative zu Netflix für die deutschen Zuschauer, sagte Conze. Sie wollten nicht ein Dutzend Mediatheken und Apps, sondern eine Plattform. Diese werde sich auf persönliche Vorlieben jedes Zuschauers einstellen und ihm nicht nach einem Abruf mehrfach nacheinander dasselbe Genre vorschlagen wie die heutige Konkurrenz. "Das Produkt wird komplett neu gebaut."
Conze hatte im Juni angekündigt, mit dem US-Medienkonzern Discovery eine Streaming-Plattform für deutsche Zuschauer aufzubauen. Er lud RTL, ARD und ZDF ein, "mit uns gemeinsam einen deutschen Champion zu schaffen".
Was einheimische Player besser machen
Netflix und Co. seien starke Konkurrenten. Aber "wir verstehen Deutschland und die Menschen in Deutschland besser" mit 25 Jahren Fernseh-Erfahrung, sagte Conze. ProSiebenSat.1 wolle dieses Pfund wieder stärker nutzen und mehr eigene Comedy, Livesendungen, Magazinformate und Infotainment senden - auch digital. Zugleich werde das Unterhaltungsangebot stärker mit den eigenen Internetshops und -Portalen verknüpft.
Die Umsetzung der Pläne sei indes schwierig und teuer. ProSiebenSat.1 müsse den zuletzt enttäuschten Aktionären 2019 erste Beweise liefern, dass die Rechnung aufgehen werde.
Auch mögliche Mitspieler zeigen sich noch zurückhaltend. RTL-II-Geschäftsführer Andreas Bartl sagte der dpa: "Wir warten jetzt einmal ab, ob eine solche Plattform kommt." Im Wettbewerb mit Global Playern wie YouTube, Netflix oder Amazon und angesichts vieler Mediatheken sei die Idee einer gemeinsamen Plattform kundenorientiert gedacht und deshalb gut nachvollziehbar. Aber das Kartellamt habe in der Vergangenheit Bedenken gehabt.
Ähnliche Pläne für einen gemeinsamen TV-Plattform äußerte auch immer wieder der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm. Ihm schwebt ab eher ein europäisches YouTube vor.
dpa/ps