TV-Ära endet zum Jahreswechsel:
RTL-CEO: Schäferkordt geht, Reichart übernimmt
Zum Jahresende ist Schluss: Anke Schäferkordt, CEO der Mediengruppe RTL Deutschland, hört auf. Vox-Chef Bernd Reichart übernimmt. Die Details.
Paukenschlag an der Spitze der Mediengruppe RTL Deutschland: Nach mehr als 27 Jahren im Unternehmen und mehr als 13 Jahren als CEO verlässt Anke Schäferkordt auf eigenen Wunsch die Gruppe zum Jahresende. Ihr Nachfolger wird der bisherige Vox-Geschäftsführer Bernd Reichart, wie das Medienhaus am Mittwochmorgen mitteilt - am Welttag des Fernsehens.
Auch als Mitglied im Vorstand der RTL-Group-Mutter Bertelsmann scheidet Schäferkordt mit Wirkung zum Jahresende "im besten gegenseitigen Einvernehmen" aus. Der Schritt folge der gemeinsamen Entscheidung von RTL Group und Anke Schäferkordt, den Vertrag als CEO der Mediengruppe RTL Deutschland nicht zu verlängern. Beide Ämter laufen zeitlich deckungsgleich. Über Schäferkordts Nachfolge im Vorstand von Bertelsmann muss der Aufsichtsrat indes zu gegebener Zeit noch entscheiden.
"Nach mehr als 27 Jahren ist es kein einfacher Schritt, die Mediengruppe RTL zu verlassen", wird Anke Schäferkordt zitiert.
Wie sich Anke Schäferkordt verabschiedet
Zum Ende ist sie voll des Lobes: "Unser starkes Management-Team und die klare strategische Ausrichtung, die wir gemeinsam über viele Jahre hinweg entwickelt haben, bestärken mich in der Überzeugung, dass ein schneller Übergang im besten Interesse der Mediengruppe RTL Deutschland ist. Ich bin überaus dankbar und stolz, dieses großartige Unternehmen mit seinen hervorragenden Mitarbeitern geführt zu haben. Über die Jahre hinweg hatte ich die Gelegenheit, mit außergewöhnlich kreativen, kompetenten und engagierten Menschen zu arbeiten und habe dabei viele wertvolle Beziehungen aufgebaut – sowohl beruflich als auch privat."
RTL-Group-CEO Bert Habets lobt, Schäferkordt habe die Erfolgsgeschichte der RTL Group geprägt. "Die Liste ihrer unternehmerischen Erfolge ist beispiellos: Von 1995 bis 2005 hat Anke die Neuausrichtung unseres deutschen TV-Senders Vox maßgeblich gestaltet. Unter ihrer Führung wurde Vox eine unserer profitabelsten und stärksten Marken im gesamten Portfolio der RTL Group.
Zusammen mit ihrem starken Team hat sie unsere deutsche Senderfamilie systematisch ausgebaut und den operativen Gewinn seit 2005 mehr als verdreifacht. Als Co-CEO der RTL Group war sie eine treibende Kraft bei den strategischen Investitionen in neue Digitalgeschäfte, um unseren Konzern zurück auf Wachstumskurs zu bringen.“ Er dankt der langjährigen RTL-Chefin „für ihre fantastische Leistung, Führungsstärke und strategische Weitsicht."
Was Bernd Reichart zu tun hat
Anke Schäferkordt hat damit einen Rückzug in Raten hingelegt. Erst im vergangenen Jahr gab sie die Führung der RTL Group ab, die nun allein bei Bert Habets liegt. Fünf Jahre zuvor hatte sie die RTL-Programmverantwortung an Frank Hoffmann übergeben. Der von Vox zu RTL wechselte.
Ein Weg, den im Prinzip nun auch Reichart geht – nur: Der jetzige Vox-Chef, der den Sender mit Formaten wie "Die Höhle der Löwen" oder "Club der roten Bänder" äußerst stabil im rückläufigen TV-Markt positionierte, marschiert gleich durch an die Spitze der TV-Gruppe. Wer dann Vox übernimmt? Diese Information bleibt RTL erst einmal schuldig.
Über Reichart, der vor Vox den spanischen RTL-Sender Antena 3 führte, sagt Habets: "Bernd Reichart verbindet herausragendes Programmgespür, Führungsqualitäten und internationale Erfahrungen, die er in verschiedenen Management-Positionen in unserer Gruppe bereits erfolgreich unter Beweis gestellt hat."
Unter seiner Leitung habe Vox "einen großen Sprung in die erste Liga der deutschen TV-Sender gemacht". Habets zeigt sich „hocherfreut, dass wir so eine starke und kreative Führungspersönlichkeit aus den eigenen Reihen gefunden haben, um unsere Erfolgsgeschichte in Deutschland fortzuschreiben – mit noch mehr lokalen, exklusiven Inhalten und ambitionierten Wachstumsplänen im Bereich Video-on-Demand."
Was Schäferkordt und Reichart auszeichnet
Die Karriere von Reichart ähnelt durchaus der von Anke Schäferkordt. Auch sie wirkte sechs Jahre lang als Geschäftsführerin (1999 bis 2005), bevor sie die Spitze von RTL und die Gesamtverantwortung für die deutsche Senderfamilie übernahm. Anders als Reichart startete sie 1991 im Konzern im Controlling - bei RTL Plus; zuvor hatte sie nach dem Studium Ende der 1980er Jahre bei Bertelsmann gearbeitet. Von 1993 bis 1995 wirkte die spätere Konzernlenkerin als Bereichsleiterin Unternehmensplanung und Controlling von RTL Television.
Schäferkordts TV-Ära war äußerst erfolgreich: Unter ihrer Führung hatte RTL viele Jahre die Nase vorn im Fernsehmarkt.
Damit ist klar: Reichart muss als neuer CEO der Mediengruppe RTL Deutschland ab 2019 digitale Geschichte schreiben. Schäferkordt hatte die stärkste Zeit des linearen Fernsehens für sich.