Video on Demand:
Mehr Streaming: ProSiebenSat.1 und Discovery machen gemeinsame Sache
Ein gemeinsames Rundum-sorglos-Paket stellen ProsiebenSat.1 und Discovery auf die Beine. RTL, ARD und ZDF seien herzlich eingeladen.
Gerade hat RTL angekündigt, im großen Stil das Thema Streaming und Video on Demand (VoD) anzupacken; nun meldet der zweite große deutsche Privatsenderkonzern ProSiebenSat.1, dass er gemeinsam mit Discovery daran baut, für 2019 die "führende lokale Streamingplattform für Deutschland" aufbauen zu wollen. P7S1-Vorstandschef Max Conze: "Ich lade hiermit RTL, ARD und ZDF ein, mit uns gemeinsam einen deutschen Champion zu schaffen."
Einen Champion, der die Bedürfnisse der Zuschauer besser befriedigen kann. Denn zwar stehen die deutschen Fernsehgiganten noch ganz gut da, was Zuschauerreichweiten und Werbeeinnahmen angeht - allerdings weisen die Nutzungserhebungen darauf hin, dass immer mehr Menschen sich den Streamingangeboten von unter anderem Netflix und Amazon zuwenden - vor allem die jüngeren. Von den Bis-29-Jährigen bezahlen heute bereits 46 Prozent für Streaming von u.a. Filmen und Serien, fand der Digitalverband Bitkom heraus. Unter allen Onlinern sind es 37 Prozent.
Damit es den Sendeanstalten im digitalen Zeitalter nicht so ergeht wie vielen Printverlagen, heißt es nun: Ruder herumreißen. Denn auch Google mit Youtube wittert im Abo-Bereich gute Chancen. In Frankreich planen aufgrund des veränderten Sehverhaltens ebenfalls derzeit mehrere Sender eine nationale Antwort auf Netflix und Amazon.
Den Zuschauern, für die inzwischen ein leichter Zugang, zeitunabhängige individuelle Programmplanung und ständige Verfügbarkeit von Bewegtbildinhalten selbstverständlich sind, heißt es nun: entgegenkommen. Alexandar Vassilev, CEO von 7TV, der das Gemeinschaftsprojekt leiten wird, sagt: "Im Fokus unserer Arbeit steht der Wunsch des Zuschauers. Auf dieser Grundlage werden wir das beste und nutzerfreundlichste Produkt für das deutsche Publikum entwickeln."
Eine Reaktion auf die RTL-Offensive sei der Schritt dagegen nicht, stellt Konzernsprecher Marcus Prosch klar: "Wir arbeiten ja schon seit einiger Zeit an der Weiterentwicklung von 7TV." Der heute angekündigte Schritt sei "der nächste Meilenstein" in diesem Prozess.
Plattform-Pakete mit und ohne Werbung
ProSiebenSat.1 und Discovery bündeln in einem ersten Schritt die On-Demand-Angebote, die sie bereits digital feilbeiten. Die neue Plattform wird 7TV, Maxdome und Eurosport Player sowie weitere Inhalte bündeln. Los gehen soll es in der ersten Jahreshälfte 2019.
Die Macher wollen "eine wegweisende OTT-Plattform in Deutschland" auf die Beine stellen. OTT - also "Over-the-top" online übertragene Inhalte unabhängig von einem Provider, der über die Bereitstellung der Leitung involviert ist (zum Beispiel Kabelfernsehen) und die Verbreitung kontrolliert - OTT also wollen die beiden Partner Unterhaltung, Livestreaming, Mediathek, deutsche und US-Filme und -Serien ebenso wie Sportübertragungen anbieten.
Neben einem breiten werbefinanzierten Angebot werde es auch "ein werbefreies Paket zu attraktiven Preisen sowie Premiumpakete mit Zugang zu exklusiven Sportübertragungen und Filmen geben", teilt der Medienkonzern mit.
David Zaslav, President und CEO von Discovery, verspricht ein "völlig neues Modell, über das Zuschauer künftig ihre Lieblingsinhalte abrufen können".
Ziel: 10 Millionen Nutzer bis 2021
ProSiebenSat.1 und Discovery wollen maßgeschneiderte Inhalte entwickeln und ab sofort in den Ausbau der Plattform investieren. Dafür wird ein Team aufgebaut, in dem mehr als 200 Fachleute daran arbeiten sollen, dass der Start der Plattform Anfang 2019 gelingt. Das Joint-Venture-Team arbeitet unter der Leitung von 7TV-Chef Alexandar Vassilev, der zuvor führende Positionen bei Google und Youtube innehatte. Max Conze, CEO von ProSiebenSat.1, wird Vorsitzender des Gesellschafterbeirats des Joint Ventures. Discovery wird von Jean Briac Perrette, President und CEO Discovery Networks International, im Aufsichtsrat vertreten sein.
"Wir alle wünschen uns Unterhaltung, die uns begeistert – jederzeit, überall und auf jedem Gerät", sagt Max Conze, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Group. Er gibt als Ziel für das Gemeinschaftsprojekt mit Discovery aus, "in den ersten zwei Jahren zehn Millionen Nutzer zu gewinnen. Wir werden die entsprechenden Ressourcen und Mittel dafür einsetzen."
Darum seien auch die drei anderen großen Fernsehanstalten herzlich willkommen, am gemeinsamen deutschen VoD mitzuwirken. Conze: "Dies ist nur der Beginn unseres Weges. Jetzt gilt es, die Ärmel hochzukrempeln."
Die beiden Medienkonzerne ProSiebenSat.1 und Discovery Communications arbeiten schon länger zusammen: Sie betreiben 7TV seit Oktober gemeinsam - und öffnen sich auch weiteren Contentanbietern. So werden in Kürze die Inhalte von Welt, N24 Doku und Sport 1 zugeschaltet.