Der Inhaber von Müsse Media Consulting rechnet mit weiteren Kürzungen bei den überregionalen Zeitungen und den großen Nachrichtenmagazinen. Die Meinungsführer der deutschen Printlandschaft sind aus seiner Sicht "alle zu groß" und arbeiten in "verkrusteten Strukturen". Wer brauche heute noch ein festangestelltes Korrespondentennetz mit 40 Mitarbeitern wie die "FAZ"?, fragt sich Harald Müsse. Das "Handelsblatt" hat etwa im vergangenen Jahr angefangen, seine Auslandsbüros neu zu gewichten und Standorte zu schließen, sollte sich der Schwerpunkt der Berichterstattung verlagern. Schwierig findet Müsse auch, dass sich die stimmgewaltigen Print-Koryphäen der Marke "Spiegel" weigern würden, für Online zu schreiben.

Harald Müsses Rat an "FAZ" und Konsorten fällt hart aus für erfahrene Belegschaften und fordert Verbände wie den DJV, der sich um die Qualität bei der Tageszeitung sorgt, heraus: "Die Verlage müssen einmal richtig Geld in die Hand nehmen und faire Abfindungen anbieten. So schaffen sie Handlungsspielraum, um überteuerte und veraltete Redaktionsstrukturen auflösen zu können." Dass laut aktuellen Spekulationen "Spiegel"-Wirtschaftschef Armin Mahler und -Kulturchef Lothar Gorris – beides langjährige Autoren - das Haus verlassen sollen, dürfte Müsse ergo in einer anderen Tonart interpretieren. Aber die "Spiegel"-Autoren sperren sich laut "Turi2" sogar gegenüber hohen Abfindungen.

Eine Sorge treibt Müsse besonders um: die Vermarktbarkeit der Werbe-Ware Zeitung. Dass die "FAZ" auf bis zu 160 Mitarbeiter im Verlagsbereich verzichten will, kommentiert der Berater mit den Worten: "Es gibt ja auch immer weniger Anzeigen und Leser zu betreuen." Gerade im Sales sei aber frischer Wind besonders wichtig. Die Branche brauche junge und engagierte Mitarbeiter, die unkonventionell und frisch das Produkt Tageszeitung an den Leser- und Anzeigenmarkt herantragen sollten, so Harald Müsse. Mittelfristig könne das jedes Verlagshaus für sich gar nicht mehr leisten, befürchtet er.

Müsse appelliert an die überregionalen Zeitungen: "Ein großer Vermarkter muss her, der die Tageszeitungen in der sich rasant verändernden Mediaplanung angemessen bei den großen Agenturen vertritt". Erste Anläufe gibt es bereits: Die "FAZ" und die "Süddeutsche Zeitung" wollen ihre Werbeflächen gemeinsam vermarkten. Los geht’s im Oktober mit einer ersten Sonderveröffentlichung.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.