Großbritannien:
Premier League beschert Amazon Neukunden-Rekord
Der US-Konzern wertet das erste Live-Streaming von zehn Spielen der obersten englischen Fußball-Liga als vollen Erfolg. Es könnte der Beginn eines neuen Konkurrenzkampfes um Fußballrechte sein.
Die Online-Übertragung sämtlicher Begegnungen des 15. Spieltags der Premier League brachte Amazon Prime Video nach eigenen Angaben den höchsten Abonnenten-Zuwachs innerhalb einer Woche seit dem Launch des Videostreamingdienstes in Großbritannien im Jahr 2007. Konkrete Zahlen nannte das Unternehmen allerdings nicht.
Laut Amazon streamten "Millionen Fußball-Fans" an den drei Tagen vom 3. bis 5. Dezember die zehn Spiele der obersten englischen Fußball-Liga, darunter den 5:2-Derby-Sieg von Liverpool über Everton und den 4:1-Sieg von Manchester City über Burnley.
Der Streamingdienst war dabei in den Stadien mit insgesamt mehr als 350 Kameras unterwegs und hatte zur Kommentierung und für die Hintergrundberichterstattung rund 70 Fußball-Experten aufgeboten, so etwa den ehemaligen Liverpool-Spieler Peter Crouch oder den früheren Arsenal-Star Thierry Henry.
"Wir sind hocherfreut, dass Millionen Fußball-Fans Amazons erstmalige Übertragung von Premier-League-Spielen auf Prime Video angeschaut haben", sagt Alex Green, Managing Director von Prime Video Sport Europe. "Und wir sind begeistert, dass wir die erste Plattform überhaupt sind, die den Fans alle zehn Spiele eines einzelnen Spieltages zeigen konnten."
Experiment Premier League
Im Sommer vergangenen Jahres hatte Amazon ein eher kleines Rechtepaket an Premier-League-Spielen für den britischen Markt erworben – testweise. Offensichtlich, um herauszufinden, wie ein solches Angebot von den Prime-Video-Nutzern angenommen wird. Dieses Paket, das für drei Spielzeiten gilt, enthält in dieser Saison noch einen weiteren Spieltag mit neun Begegnungen am zweiten Weihnachtsfeiertag sowie einem Spiel am 27. Dezember.
Wie viel Amazon für das Rechtepaket mit insgesamt 20 Live-Spielen je Saison bezahlt hat, ist nicht bekannt. Branchenschätzungen gehen von etwa 90 Millionen Pfund aus (107 Mio. Euro). Die Pay-TV-Plattform Sky, die die Rechte an 128 Live-Spielen erwarb, zahlte 3,58 Milliarden Pfund (4,2 Mrd. Euro) und der Telko-Konzern BT für ein Paket mit 52 Live-Spielen 975 Millionen Pfund (1,2 Mrd. Euro).
Finanzkräftiger Konkurrent für Sky und BT
Sollte die Übertragung des 19. Spieltags am 26. und 27. Dezember die Neukunden-Zahl bei Prime Video erneut in die Höhe treiben und sich dieser Erfolg in der Saison 2020/21 wiederholen, dürfte Amazon in der nächsten Runde der Lizenzvergabe in zwei Jahren als veritabler Konkurrent von Sky und BT auftreten – auch für die größeren Rechtepakete. Über die notwendigen finanziellen Ressourcen verfügt der US-Konzern ohnehin.
Tatsächlich hat Amazon bereits seit geraumer Zeit sein Portfolio an Sportrechten ausgebaut: So etwa vor zwei Jahren mit dem Erwerb der Rechte an dem Tennis-Grand-Slam-Turnier US Open für den britischen Markt. Ebenfalls vor zwei Jahren schnappte Amazon für rund 60 Millionen Euro dem bisherigen Rechteinhaber Sky die Rechte an der Herrentennis-Turnierserie ATP World Tour weg. Schon zuvor hatte sich Prime Video die nicht-exklusiven Rechte für die Donnerstags-Spiele der amerikanischen Football-Liga NFL außerhalb des US-Marktes gesichert.