
Echo-Medien:
Noch vor dem Fest: "Darmstädter Echo" streicht jede zweite Stelle
Nur noch 140 Stellen werden übrig bleiben, wenn die Echo Medien wenige Tage vor Weihnachten 160 Mitarbeitern die Kündigungen schickt. Die Printkrise fordert weitere Opfer.
Jetzt ist's amtlich. Der Echo-Verlag in Darmstadt streicht 160 von 300 Stellen gemäß dem im September vorgelegten Sparprogramm. Der Betriebsrat beim Team hinter dem "Darmstädter Echo" hat einen Interessensausgleich und Sozialplan durchgeboxt. Hinzu kommt eine Transfergesellschaft. Laut einer Verlagsmitteilung lässt sich das Unterrnehmen die Sozialmaßnahmen 8,8 Millionen Euro kosten. Wie der Hessische Rundfunk am Dienstagabend nach der Mitarbeiterversammlung des Verlags in seinen Nachrichten verkündete, wird das Team hinter dem "Darmstädter Echo" zwar schrumpfen, die Zeitungen sollen allerdings bleiben.
Im Rahmen der Verhandlungen bemühten sich beide Seiten nach Kräften, eine tragfähige und faire Lösung zu finden, heißt es aus Darmstadt. Dabei sollte den Mitarbeitern, die ihre Arbeitsstelle verlieren werden, genügend Zeit zur Neuorientierung und eine angemessene Kompensation angeboten werden. Gleichzeitig brauche das Unternehmen Spielraum, um seine Zukunft zu gestalten, so der Verlag. Hans-Peter Bach, Verleger und Geschäftsführer der Echo Medien, wird so zitiert: "Wir bedauern diesen schmerzhaften aber nötigen Schritt sehr. Dieser Prozess ist die schwerste und traurigste Phase in der Geschichte der Echo Medien. Angesichts der Situation in der wir uns befinden, haben wir aber nach meiner Meinung einen fairen und tragfähigen Kompromiss ausgehandelt. Teil des Konzeptes ist unter anderem, dass Kündigungen zum 31. August 2015 wirksam werden. Das gibt den Mitarbeitern genügend Zeit, sich eine passende neue Stelle zu suchen und den Echo Medien die Möglichkeit, ihr Outsourcingkonzept zu verwirklichen und sich solide aufzustellen."
Bis 19. Dezember sollen sich die Mitarbeiter nun entscheiden, ob sie Ende August 2015 in eine Transfergesellschaft wollen, meldet der HR unter Bezug auf betroffene Mitarbeiter. Ab dem 20. Dezember würden dann die ersten Kündigungen verschickt – noch vor dem Fest. Noch ist unklar, wer gehen muss. "Wegen sinkender Auflagen und schrumpfender Werbeeinnahmen will der Verlag ganze Abteilungen auflösen, darunter Rechnungswesen und IT. Bleiben sollen die sechs südhessischen Tageszeitungen Darmstädter Echo, Rüsselsheimer Echo, Groß-Gerauer Echo und die Echo-Ausgaben für den Odenwald, die Bergstraße und das Ried. Sie sollen Kerngeschäft des Verlags bleiben und Qualitätsjournalismus liefern", so der HR. Allerdings würden auch diese Redaktionen verkleinert.
Bereits im September hatte der Deutsche Journalistenverband Hessen den nun verkündeten "Kahlschlag" beim Darmstädter Echo als "verlegerische Kapitulation" bezeichnet. Diese Verarmung der Medienlandschaft sei nicht nur schlecht für die Demokratie, sondern reduziere das journalistische Niveau immer mehr. Der "Fall Darmstädter Echo" zeige wieder einmal in schmerzhafter Weise, "dass Mitarbeiter für die Fehler des Managements büßen müssten".
Der Stellenabbau in Darmstadt ist sicher einer der größten Kahlschläge, die die Printkrise nach sich zieht. Vor allem in NRW - im Reich von "WAZ" oder "WR" - wurden zuletzt viele Stellen in Lokalredaktionen gestrichen. So wird Münster etwa nurmehr von einem "Geisterblatt" informiert.