
Sandra Sibylle Schoofs im Interview:
Neues Aldi-Bistro in München: Das steckt hinter der Strategie
Am heutigen Freitag eröffnet Aldi Süd sein Bistro in München. W&V sprach mit Marketingleiterin Sandra Sibylle Schoofs über Strategie, Zielgruppe und Discounterpreise.

Foto: Aldi Süd
Es gibt gedünsteten Kabeljau mit Prosecco-Schaum oder warmen Ziegenkäse an Blattsalate - im Drei-Gänge-Menü für insgesamt acht Euro. Dazu ein Glas Rosé für drei Euro. Und das in der Münchner Innenstadt nur wenige Meter von Deutschland teuerster Einkaufsstraße, der Kaufingerstraße entfernt. Im neuen Münchner Aldi Bistro macht der Lebensmittel-Discounter seinem Namen alle Ehre.
Für die nächsten drei Monate bietet der Container-artige Popup-Store in einem Innenhof hinter der Fußgängerzone jeden Tag drei neue Menüs, Fisch, Fleisch, oder vegetarisch, dazu Softdrinks und Kaffee für einen Euro, Wein und Sekt. Ein Koch bereitet die Gerichte frisch zu - selbstverständlich verwendet er dafür ausschließlich Aldi-Produkte.
Das Bistro ist eine Aktion ausschließlich von Aldi Süd. Nach Köln ist München die zweite Station. 2018 sollen zwei weitere folgen. Welche Städte geplant sind, verrät Marketingleiterin Sandra Sibylle Schoofs im W&V-Interview noch nicht. Aber sie klingt zuversichtlich, dass es danach noch weitergeht. Eventuell sogar in kleineren Studentenstädten.
Aldi wird nicht zum Gastronom
Dauerhaft wolle das Unternehmen jedoch nicht in die Gastronomie einsteigen. Das Bistro sei Teil der "Einfach ist mehr"-Kampagne und damit nicht mehr als eine temporäre Marketingaktion - daher kann sich Aldi auch den Preis von 7,99 pro Menü in der Münchner Top-Lage leisten. Fokus ist vor allem die junge Zielgruppe. Auch wenn laut dem Unternehmen 87 Prozent der deutschen Haushalte mindestens einmal im Jahr bei Aldi einkaufen und damit prinzipiell jeder zur Zielgruppe gehöre.
Aber junge Menschen müssten heute anders angesprochen werden, erklärt Schoofs. Um sie zu erreichen, setzt Aldi auf Marketing mit Lifestyle- und Eventcharakter. Aldi emotional erlebbar zu machen, sei das Ziel. "Schließlich wissen viele gar nicht, wie viele tolle Produkte wir im Sortiment haben", sagt sie und schwärmt von Prosecco und Moser-Roth-Schokolade.
Um das zu ändern, wartet im Bistro ein Weinschrank mit großer Auswahl roten, weißen und Rosé-Weinen auf die Kunden. Außerdem finden Gäste die Rezepte zu allen Gerichten auf der Aldi-Bistro-Facebook-Seite. "Mit der Zutatenliste können sie direkt in unsere Filialen gehen. Dort finden sie alles, was sie zum Nachkochen brauchen."
Bistro-Einrichtung nach dem Discounterprinzip
Auch bei der Bistro-Einrichtung hält sich Aldi Süd an das Discounterprinzip: Einfache Holztische, Bänke, Hocker. Auf jedem Tisch stehen Kästen mit Aldi-Kräutertöpfen, Pfeffer- und Salzstreuern der Eigenmarke. Der Blickfang ist eine selbstgebaute Lampe als leeren Weinflaschen. Das sehe alles sehr schön aus, koste aber nicht viel, betont die Marketingleiterin.
Um den Eventcharakter auf die Spitze zu treiben, plant Aldi Süd im Bistro mehrere Kochevents. Unter anderem die Sterneköche Alfons Schuhbeck und Sybille Schönberger sowie die TV-Bäckerin Enie van de Meiklokjes kochen beziehungsweise backen vor Ort für die Gäste.
Auch die lokale Kampagne, mit der Aldi die Münchner in das Bistro locken will, ist für den Discounter ungewöhnlich umfangreich. Er lässt kaum einen Kanal aus und begleitet das dreimonatige Event mit Out-of-Home-, Print- und Radiowerbung, Hinweisen in den Handzetteln, einer Display- und Social-Media-Kampagne sowie Guerilla-Aktionen.
Auch wenn Aldi zur Eröffnungsfeier am Donnerstagabend einen auf hip machte, an einem soll aber nicht gerüttelt werden: "Unser absoluter USP ist das Discounterprinzip", betont Schoofs. Immerhin kann eine vierköpfige Familie dort am Wochenende für gerade mal 28 Euro essen gehen. Inklusive drei Gängen und Getränken. Auch wenn sie vielleicht eine Weile anstehen müssen, um einige der 50 Plätze zu ergattern. Aber das kennen langjährige Aldi-Kunden ja noch vom Aktionsmittwoch aus früheren Zeiten.