Streaming:
Netflix startet mit "The Irishman" eine der teuersten Produktionen
Der Streamingdienst investierte in das Martin Scorsese-Werk rund 160 Millionen Dollar. Nicht ohne Grund.
Am 27. November geht bei Netflix mit "The Irishman" eine der bislang teuersten Produktionen des Streaming-Anbieters an den Start. Über 160 Millionen Dollar verschlangen die Drehkosten des Filmprojekts von Top-Regisseur Martin Scorsese. Ein Teil davon wurde in teure Digitaleffekte investiert: Sie machten es möglich, die Stars Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci über einen Zeitraum von 40 Jahren zu verjüngen und altern zu lassen.
Dass das ambitionierte Filmprojekt bei Netflix landete und nicht bei dem Hollywood-Studio Paramount Pictures, bei dem Scorsese seine letzten Filme, darunter "The Wolf of Wall Street" herausbrachte, hat einen einfachen Grund: Paramount lehnte, wohl in erster Linie aufgrund der exorbitanten Produktionskosten, ab.
"Das Filmgeschäft ändert sich von Stunde zu Stunde - nicht unbedingt zum Besseren - und viele Stellen, die wir früher um Geld gefragt hätten, waren nicht mehr praktikabel", so Scorsese im Interview mit dem US-Branchenblatt Variety. Die Folge: "Dann nahmen wir Gespräche mit Netflix auf." Wo Geld offenbar keine so große Rolle spielt.
Vor dem Streamingstart bei Netflix war "The Irishman" einige Wochen lang in wenigen ausgewählten Kinos zu sehen. Die großen US-Kinoketten boykottierten den Film, da deren Betreiber um ihr Geschäft fürchteten - sie verlangten eine längere Laufzeit, um die Aufführung des Films profitabel zu machen.
Eine Woche reicht - für die Oscars
Dazu sieht man bei Netflix keine Notwendigkeit. Um eine Oscar-Chance zu haben, müssen Filme jeweils vor dem Jahresende eine Woche lang in einem Kino im Raum Los Angeles zu sehen sein - diese Auflage wurde erfüllt. Im Vorjahr hatte das mit der Produktion "Roma" bestens geklappt: Der Film ergatterte zehn Nominierungen und räumte am Ende drei Oscars ab, darunter für die beste Regie.
Netflix investiert natürlich nicht ohne Grund in derlei hochwertige Filme. Der Streaming-Dienst will damit neue Abonnenten gewinnen – und muss zugleich im Wettbewerb mit den zahlreicher werdenden Mitbewerbern Flagge zeigen. Denn auch Amazon & Co. investieren kräftig.
Der Wettbewerb zieht an
Zugleich gehen die großen Studios mit eigenen Streamingdiensten in den Markt. Disney startete am 12. November Disney+, WarnerMedia will im Frühjahr 2020 mit HBO Max einsteigen, NBCUniversal kündigte, ebenfalls für 2020, den Streaming-Service Peacock an.
Außerdem soll noch die US-Videoplattform Quibi im April 2020 loslegen. Hier soll es nur Filme oder Serienepisoden geben, die nicht länger als zehn Minuten dauern. Hinter Quibi stehen der Filmproduzent Jeffrey Katzenberg und die ehemalige Ebay-Managerin Meg Whitman. Langsam wird es eng im Streaming-Business.
dpa/mp