Insolvenz:
Nachrichtenagentur dapd droht das Aus
Die Berliner dapd-Gruppe ist in den vergangenen Jahren schnell gewachsen. Jetzt schlittern Teile des Nachrichtenlieferanten in die Insolvenz.
Teilen der Berliner Nachrichtenagentur dapd droht das Aus. Die dapd Nachrichtenagentur GmbH und die dapd nachrichten GmbH haben Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Diesem hat das Amtsgericht Berlin Charlottenburg am Dienstag stattgegeben, teilt der Sanierungsexperte Wolf von der Fecht mit. Er wurde zum alleinigen Geschäftsführer der insolventen Gesellschaften berufen.
Darüber hinaus sollen am 4. Oktober die dapd Korrespondenz und Recherche GmbH, die dapd International Service GmbH, die dapd Sport GmbH, die dfd Foto Service GmbH, die dapd video GmbH und die News und Medien Service Exklusiv GmbH ebenfalls Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden, heißt es. Mit diesen Gesellschaften zusammen sind 299 der 515 Mitarbeitern von der Maßnahme betroffen, erklärt ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Alle übrigen 18 Gesellschaften der dapd-Gruppe sowie die Holding seien von der Insolvenz nicht berüht. Für Dienstagabend steht bei den Betroffenen eine Betriebsversammlung an.
Zum vorläufigen Sachwalter wurde der Berliner Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma ernannt. Er will sich in den nächsten beiden Monaten einen Überblick über die wirtschaftliche Situation der betroffenen Unternehmen verschaffen, um dann zu entscheiden, ob die Gesellschaftern weitergeführt werden können.
Inhaber der Berliner Nachrichtenagentur sind die beiden Finanzinvestoren Martin Vorderwülbecke sowie Peter Löw. Vorderwülbecke wird seine Funktionen auf Holdingebene sowie in den nicht-insolventen Gesellschaften der Gruppe weiter ausfüllen. Cord Dreyer hat die Geschäftsführung niedergelegt und ist aus dem Vorstand ausgeschieden. Er soll dem Insolvenzverwalter nun beratend zur Seite stehen.
Vorderwühlbecke und Löw hatten geplant, den Umsatz in diesem Jahr auf 50 Millionen Euro auszuweiten - und hatten zuletzt munter expandiert. Das war offensichtlich zu viel. dapd entstand aus der Fusion der früheren Nachrichtenagentur Deutsche Depenschendienst und dem deutschen Ableger der amerikanischen Agentur Associated Press (AP). Fraglich ist, ob Vorderwühlbecke und Löw bereit sind, Geld in die insolventen Gesellschaften nachzuschießen.