Nach Mobbing-Krach: ARD blecht Abfindung an ehemalige Generalsekretärin
Ohne Urteil, mit Vergleich und wohl mit mehr als 100.000 Euro endet für die ARD der Gerichtsstreit mit Ex-Generalsekretärin Verena Wiedemann in der Frage, ob die Intendanten die Lobbyistin gemobbt haben.
Die Männer-dominierte ARD schließt einen Vergleich mit ihrer ehemaligen Generalsekretärin Verena Wiedemann. Nachdem 53-Jährige die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sendergruppe wegen Mobbings verklagt und ein Angebot für eine Vertragsverlängerung abgelehnt hat, beenden die Streithähne nun ihren Zwist ohne einen Urteilsspruch. Bei einem Gütetermin vor dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hätten sich ARD und Wiedemann am Montag auf einen Vergleich geeinigt, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag. Über den Inhalt des in nicht öffentlicher Verhandlung erzielten Kompromisses wird nichts bekannt.
Die "Bild" geht davon aus, dass für Wiedemann mehr als 100.000 Euro herausspringen könnten. Ein Gütetermin vor dem Berliner Arbeitsgericht ist zuvor gescheitert (Geschäftszeichen: 59 Ca 1881/11). Für den Vergleich gilt eine Widerrufsfrist von vier Wochen.
Vorteil der Lösung für die ARD: Durch den Vergleich wird verhindert, dass unangenehme Interna aus der ARD ans Tageslicht gezerrt worden wären. Hintergrund: Das Generalsekretariat ist 2006 von der ARD unter Leitung von Wiedemann in Berlin als Interessensvertretung in der Hauptstadt eingerichtet worden. Es soll den alle zwei Jahre wechselnden Vorsitz in der Geschäftsführung des Senderverbundes unterstützen und am Puls der Politik Lobbyarbeit für die ARD leisten.
Doch es kam immer wieder zu Reibereien - etwa in der Frage, ob die ARD-Granden zwischenzeitlich ihre Haltung zur Institution des Generalsekretärs änderten, der eigentlich auf Augenhöhe mit ihnen agieren sollte, und Wiedemanns Kompetenzen beschnitten. Die ARD hat das stets bestritten, ebenso wie die Vorwürfe, die Verena Wiedemann erhob: Aus Sicht der Juristin war das, was sie in der ARD erlebte, Mobbing; sie hat die Intendanten der Rundfunkanstalten auf Schmerzensgeld und Schadensersatz verklagt. Bei einem ersten, gescheiterten Gütetermin im März hatte ihr Anwalt erklärt, seine Mandantin sei durch den Streit erkrankt. Wiedemann war zuvor als Lobbyistin für die ARD in Brüssel tätig gewesen. Der damalige Vorsitzende Peter Boudgoust hatte Wiedemann im Juni 2010 fristgerecht erklärt, dass man ihren Vertrag über den 30. Juni 2011 hinaus nicht fortsetzen wolle. Wann es einen neuen ARD-Generalsekretär geben wird, ist weiter offen. Die ARD sucht laut "SZ" jedenfalls einen neuen Cheflobbyisten.
Vergleiche, um Internas unter der Decke zu halten, hat es in der Vergangenheit immer wieder in der ARD gegeben – beispielsweise nach dem massiven Schleichwerbevorfall in der inzwischen eingestellten Vorabendserie "Marienhof".