
Nielsen-Bruttostatistik:
Mobile Werbung, TV, Plakat und Radio treiben Halbjahresbilanz
Deutlich mehr Werbedruck hat sich laut Nielsen im ersten Halbjahr aufgebaut. Die Bruttobilanz fällt für die meisten Gattungen positiv aus.

Foto: Audi AG
Der Werbemarkt hat im ersten Halbjahr in einigen Gattungen stark an Fahrt aufgenommen. Das geht aus den jetzt veröffentlichen Zahlen von Nielsen zu den Bruttoerlösen hervor. Demnach liegen die deutschen Bruttowerbeaufwendungen mit insgesamt knapp 14,3 Milliarden Euro in den klassischen Medien um 5,7 Prozent über dem Vorjahresniveau – ein satterer Zuwachs als zwischen Januar und Juni 2015, als der Werbemarkt gegenüber dem WM-Jahr 2014 "nur" mit 1,7 Prozent im Plus lag. 2016 also wieder ein EM-Effekt beim Werbedruck?
Die Details: Mobile Kampagnen ersetzen immer mehr klassische Onlinewerbung. Zumal der Werbedruck bei der Reklame für Portables bis Ende Juni fast zwei Drittel (plus 61,7 Prozent) über Vorjahr liegt. Die Werbewirtschaft springt auf den Hype auf, gibt bis Ende Juni brutto 200 Millionen Euro für Kampagnen auf Smartphones oder Tablets aus und lässt das noch junge Segment klar wachsen - freilich auf immer noch vergleichsweise niedrigem Niveau.
Doch Mobile könnte rasch größere Umsätze erzielen: "Im Juni 2016 haben sich die Bruttowerbeausgaben für Mobile Werbung gegenüber Juni 2015 sogar fast verdoppelt (+91,3 Prozent)", rechnen die Marktforscher von Nielsen vor.
Das Werbers liebstes Medium, das Fernsehen, verbuchte nach Nielsen-Angaben bis Ende Juni rund 6,79 Milliarden Euro an Bruttoumsatz, ein Wachstum von 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und damit ein satter Zuwachs nach absoluten Zahlen. Die Out-Of-Home-Medien konnten in den ersten sechs Monaten ein Zuwachs gegenüber Vorjahr in Höhe von 6,1 Prozent verbuchen - mit Bruttowerbeausgaben von insgesamt 840 Millionen Euro. Der digitale Bruttoanteil bei Ströer und Co. liegt bereits bei rund 16 Prozent.
Radio kann an den guten Schlussspurt aus dem Jahr 2015 anknüpfen. Die Gattung steigert die Bruttowerbeausgaben durch "ein konstantes Wachstum in allen sechs Monaten". Bis Ende Juni kommen starke 10,6 Prozent mehr zusammen. Macht bisher Bruttowerbespendings von insgesamt 860 Millionen Euro.
Die Kino-Werbung verzeichnet – nach vielen Monaten im Aufwind - im ersten Halbjahr ein Minus von 6,8 Prozent. Hier kommen Bruttowerbeausgaben in Höhe von 48 Millionen Euro zusammen. Viele Filmstarts machen der Branche Hoffnung auf ein besseres zweites Halbjahr.
Ein Wachstum von 2,9 Prozent verbuchten laut Nielsen die drei Printmedien Publikumszeitschriften (-0,2 Prozent), Fachzeitschriften (+2,5 Prozent) und Zeitungen (+5,3 Prozent) zusammen im ersten Halbjahr. Bisher sind im Jahr 2016 hat Print Bruttoausgaben in Höhe von 4,17 Milliarden Euro auf sich verbuchen können.
Und welche Unternehmen stecken hinter diesen Umsätzen? P&G verteidigt den Spitzenplatz - mit den höchsten Werbeausgaben im ersten Halbjahr 2016 in Höhe von 360 Millionen Euro, einem hohen Wachstum von 62,1 Prozent gegenüber Vorjahr und mit großem Abstand zu den Zweit- und Drittplatzierten, L'Oréal und Ferrero.
Unter den Top 10 Werbungtreibenden verzeichnet Volkswagen den höchsten Zuwachs in den ersten sechs Monaten gegenüber Vorjahr in Höhe von 79,2 Prozent mit Bruttowerbeausgaben von insgesamt 140 Millionen Euro. Die Automobil-Hersteller konnten ihren Platz als werbestärkste Branche (Produktgruppe PKW) mit einem Wachstum von 77,79 Prozent und Gesamtwerbeausgaben in Höhe von 900 Millionen Euro verteidigen.
"Alle Branchen unter den Top 10 verzeichnen ein zweistelliges Wachstum der Werbeinvestitionen gegenüber dem ersten Halbjahr 2015", rechnet Nielsen vor. Dazu zählen die Branchen "Arzneimittel" (plus 79,48 Prozent), "Lebensmitteleinzelhandel" (plus 28,31 Prozent), "Mobilnetz" (plus 62,40 Prozent) und "Süßwaren" (plus 34,73 Prozent).
Noch ein Blick auf E-Commerce-Werbung in Deutschland: Sie zeigt wie in den Jahren zuvor zweistellige Wachstumsraten. Im ersten Halbjahr stiegen demnach die Bruttowerbeausgaben um 10 Prozent und erreichen mit 1,8 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert für die ersten sechs Monate eines Jahres - 336 Millionen Euro steuerte allein die Reisebranche bei.
Das wichtigste Medium für die E-Commerce-Branche bleibt weiterhin das Fernsehen (70 Prozent), gefolgt von Internet (12 Prozent) und Print (9 Prozent). Doch Achtung: Netto dürfte sich fürs TV so manche Kampagne weniger lohnen, ist doch etwa ProSiebenSat.1 an diversen Netzhandels-Organisationen beteiligt und muss damit die Erlöse "Inhouse" verrechnen.