Mediaagenturen sehen Chancen für weitere "Wired"-Ausgaben
Es muss nicht beim One-Shot bleiben, wenn Condé Nast am 8. September die deutsche "Wired" als Beihefter der "GQ" auf den Markt bringt. Mediaplaner sehen Potenzial bei Lesern und Anzeigen für regelmäßiges Erscheinen.
Via Blog trommelt Condé Nast intensiv für "Wired", das in rund zwei Wochen erstmals als deutsche Ausgabe erscheint. Das Digital-Lifestyle-Magazin nach US-Vorbild wird als Supplement der Oktober-Ausgabe von "GQ Gentlemen’s Quarterly" am 8. September beiliegen und zeitgleich auch als iPad-App erscheinen. In Deutschland wird in 2011 je eine Ausgabe von Supplement und App erscheinen – die Frequenz für die Fortführung hält sich der Verlag noch offen.
Doch Mediaplaner ahnen bereits, dass es nicht beim One-Shot bleiben wird. "Condé Nast wird sicher mit der Heft-im-Heft-Lösung austesten, ob das deutsche ‚Wired‘ vom Markt angenommen wird", vermutet etwa Andreas Bahr, geschäftsführender Gesellschafter der Mediaplus Agenturgruppe. Er lobt das Vorgehen des Verlags Condé Nast: "Mit dem Wired-Blog betreibt der Verlag Live-Marktforschung – ein smarter Schachzug, ebenso wie die Entscheidung, mit Thomas Knüwer eine gut vernetzte und renommierte Persönlichkeit aus der Digital- und Social-Media-Szene als Entwicklungschef zu engagieren", so Bahr. Lob kommt von Bernadette Schmitz, Seniorberaterin Mediaplanung bei Pilot Media, auch was die Platzierung des Neuzugangs in der Zielgruppe angeht. "Dass ‚Wired‘ unter anderem im Bundle mit der ‚GQ‘ erscheint, ist ein geschickter Schachzug. Beide Marken harmonieren perfekt miteinander und zielen auf die gleichen Leser ab. Die Verlängerung auf andere digitale Plattformen rundet das Konzept perfekt ab." Sie stuft das Magazin als "interessante Alternative zu den klassisch hergebrachten Computer- und Lifestylemagazinen" ein. Schmitz: "‘Wired‘ bedient die Nische für den smarten Digital-Trendsetter und sollte auch so - als Nischen-Medium mit Kultstatus - verstanden werden."
Gute Chancen, in der Nische nachhaltig einen Platz bei Lesern und Anzeigenkunden zu finden, räumt Mediaplus-Chef Bahr dem Titel ein: "Printmagazine aus dem Technikbereich decken bisher eher den Bedarf an Nutzwert oder an technischem Wissen ab, das Lebensgefühl einer neuen Generation wird dagegen noch nicht aufgegriffen. Wenn ein gut gemachtes Premiummagazin kommen sollte, das zur Generation Tablet passt, ist es schon vorstellbar, dass sich so ein Produkt auf dem Leser- und Anzeigenmarkt etablieren kann." Pilot-Managerin Bernadette Schmitz ergänzt: "Die ‚Wired‘-Zielgruppe ist sehr spitz: der smarte Trendsetter, der seinen Digital-Lifestyle konsequent lebt. Dies ist eindeutig eine Nische, die aufgrund des Lifestyle- und Kult-Charakters durchaus Potenzial bietet, eine treue Leserschaft und Anzeigen-Kunden - vornehmlich aus dem Selektiv-Bereich - zu gewinnen."
Condé Nast selbst hält sich sehr bedeckt, wenn es um Details zum Heft und gerade um die Einbuchungen der Anzeigenkunden geht. Dort heißt es nur, man sei durchaus zufrieden, möchte dies aber vor dem Erscheinungstermin am 8. September nicht näher kommentieren. Am Tag zuvor will zumindest Wired.de mehr Einblick geben: Dann will Verlagsleiter Moritz von Laffert Fragen der Nutzer zu "Wired Deutschland" beantworten. Gefragt werden kann ab sofort. So viel steht fest: Als Gegenentwurf zu klassischen Computerzeitschriften soll sich "Wired" Technologiethemen aus einer gesellschaftlichen Perspektive widmen und beleuchten, wie sich Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und das menschliche Zusammenleben durch Innovationen und neue Technik verändern. Gebildete, einkommensstarke Männer hat eher kleine Verlag Condé Nast mit dem Magazin im Visier.
Condé Nast hat "Wired", die 1993 in San Francisco gegründet wurde, im Jahr 1998 in den USA erworben und den Titel nach eigenen Angaben "zu einer einflussreichen, weltweit beachteten Magazinmarke mit einzigartigem Profil entwickelt". Seit 2009 erscheint "Wired" mit eigenständigen Ausgaben auch in Großbritannien und Italien. Die iPad-App der US-Ausgabe gelte international als Benchmark bei der Entwicklung von Tablet-Apps, so der Hinweis des Verlags.