Ausstieg via Börse :
KKR und Permira sagen ProSiebenSat.1 peu à peu Adieu
Die Hauptversammlung macht die ProSiebenSat.1-Vorzugsaktien von KKR und Permira zu handelbaren Stammaktien: Der Ausstieg via Börse ist gefixt!
ProSiebenSat.1 wird sechs Jahre nach dem Einstieg von KKR und Permira nicht länger mehrheitlich von den beiden Finanzinvestoren kontrolliert. Die Hauptversammlung des TV-Konzerns hat am Dienstag im München - erwartungsgemäß - einer Veränderung der Aktienstruktur zugestimmt. So können sich die beiden jetzt von ihren verbleibenden Anteilen über den Kapitalmarkt trennen. Dafür werden die bisher nicht stimmberechtigten, an der Börse gehandelten Vorzugsaktien in stimmberechtigte Stammaktien umgewandelt. Die bisherigen Stammaktien gehörten zu 88 Prozent KKR und Permira. Künftig gibt es nach Eintragung der Beschlüsse ins Handelsregister nur noch an der Börse gehandelte Stammaktien, der Anteil der bisherigen Mehrheitseigner sinkt auf 44 Prozent.
Der Weg ist also frei, um Anteile an viele neue Aktionäre abzustoßen. Ob und wie schnell sich die beiden Unternehmen von diesen Anteilen trennen wollen - das ist offen. Der Konzern selbst geht davon aus, dass im Laufe des Augusts die Umwandlung rechtlich in trockenen Tüchern sein dürfte. Über den kompletten Ausstieg von KKR und Permira ist seit Langem spekuliert worden – zuerst in Form eines Verkaufs an einen anderen Konzern oder Investoren. Doch es fand sich kein Abnehmer, der angesichts der hohen Kosten eine Übernahme wagen wollte.
Auf der Hauptversammlung ist Konzernlenker Thomas Ebeling bereits dazu übergegangen, neue Aktionäre zu locken - mit der Aussicht auf weiteres Wachstum. Angesichts boomender Zusatzgeschäfte im Internet gibt Ebeling das Ziel aus, die mittelfristigen Umsatzziele zu erhöhen. Er verweist auf die zusätzlichen Umsatzpotenziale von 150 Millionen Euro bis zum Jahr 2015, die der Konzern bereits im Mai für sein Digitalgeschäft verkündet hat. "Wir werden diese weiter konkretisieren und gehen davon aus, dass wir das Wachstumsziel für das Segment Digital & Adjacent auf unserem kommenden Kapitalmarkt-Tag im Oktober sogar anheben können", so Ebeling. Das Umsatzpotenzial von 150 Millionen Euro steht dem Konzernboss zufolge in Ergänzung zu dem von 2010 bis 2015 angestrebten Konzernwachstum um 600 Millionen Euro. Er bekräftigt des Weiteren die Ziele für das Gesamtjahr. Die Zahlen sollen am 1. August veröffentlicht werden. 2013 will Thomas Ebeling den Umsatz mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern und beim Betriebsergebnis (recurring Ebitda) den Vorjahreswert von 745 Millionen Euro übertreffen.
Übrigens: KKR und Permira räumen nochmals richtig ab. Zum "Abschied", wie es Aktionärsschützer formulieren, gibt es eine stattliche Sonderdividende von 5,65 je Vorzugsaktie und 5,63 Euro je Stammaktie. Die 1,2 Milliarden Euro an Dividende werden der AG zufolge am 24. Juli ausgezahlt.
Noch eine Personalie: Johannes Huth ist zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der ProSiebenSat.1 Media AG gewählt worden. Er ist Partner bei KKR. Seit März 2007 ist Huth Mitglied des Aufsichtsrats des TV-Konzerns, dessen Vorsitz er bereits von Juni 2009 bis Juni 2011 innehatte. Er folgt auf Götz Mäuser, der weiterhin Mitglied des Aufsichtsrates ist. Zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden ist Jörg Rockenhäuser gewählt worden, Managing Partner und Leiter des deutschen Büros von Permira. Er ist seit Juni 2009 Mitglied des Aufsichtsrats.
ps/dpa