Gruner + Jahr:
Jäkel holt "Neon", "P.M". und "Eltern" nach Hamburg
München ade – Gruner + Jahr macht große Teile der bayrischen Standorts dicht. Die Redaktionen von "Neon", "P.M." und der "Eltern-Gruppe" sollen nach Hamburg wechseln.
Neuer Schlag für die Belegschaft des Hamburger Zeitschriftenhauses Gruner + Jahr ("Stern", "Geo"): Die Bertelsmann-Tochter plant, große Teile des Münchener Standorts nach Hamburg zu verlegen. Betroffen von der Maßnahme sind rund 120 Mitarbeiter. Ihnen soll ein Angebot unterbreitet werden, in die Elbmetropole zu wechseln. Dies bestätigt ein Gruner +Jahr-Sprecher "Werben & Verkaufen" auf Anfrage.
Vom Umbau betroffen sind die Redaktionen "Neon", "P.M.", "Wunder Welt Wissen", die "Eltern"-Gruppe sowie die dazugehörigen Verlagsabteilungen wie Direct Sales und Creative Solutions. Sie sollen bis Mitte nächsten Jahres umgezogen sein, heißt es. Ausgenommen von der Neuausrichtung sind hingegen G+J Entertainment Media und National Media Sales. Sie sollen mit rund 100 Mitarbeitern weiter in der bayrischen Hauptstadt bleiben.
Damit nimmt Gruner + Jahr- Vorstandschefin Julia Jäkel erneut einen harten Einschnitt bei der Bertelsmann-Tochter vor. Erst im vergangenen Jahr hatte die Ehefrau des ehemaligen "Tagesthemen"-Moderators Ulrich Wickert die renommierte Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland" geschlossen. Die Entscheidung traf mehr als 380 Mitarbeiter.
Grund für den jetzigen Umbau des Münchener Standorts ist die geplante neue Organisationsstruktur in Communities of Interest. Der Vorstand erhofft, dass durch den Wechsel der Münchener Redaktionen an den Verlagsstandort Hamburg die neue Struktur besser arbeitet. So sollen sich die Redaktionen, die gemeinsam für eine CoI arbeiten, enger abstimmen und austauschen können, heißt es.
Für den Umzug dürfte dem Verlagshaus erneut tief in die Tasche greifen. So wird erwartet, dass viele Mitarbeiter nicht bereit sind zu wechseln. Sie dürften damit abgefunden werden. Bereits bei Schließung der "FTD" hatte die Bertelsmann-Tochter einen Betrag im mittleren zweistelligen Millionenhöhe in Abfindungen gesteckt. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass das Verlagshaus im vergangenen Jahr in die roten Zahlen rutschte. Unter dem Strich fiel ein Verlust von rund elf Millionen Euro an.
Die betroffenen Redaktionen sind über die Nachricht geschockt. "Es kann nicht sein, dass auf dem Rücken der Mitarbeiter in München, Gruner + Jahr seine Kostenprobleme lösen will", erklärt ein Redakteur in München wutentbrannt. "Das ist eine Sauerei", sagt er. Ein anderer G+J-Mitarbeiter geht davon aus, dass der Verlag einen großen Teil der in Hamburg benötigten Stellen mit Journalistenschülern besetzen wird, um hierdurch die Kosten zu drücken.