Nach "FTD"-Aus:
G+J Wirtschaftsmedien: Kompromiss bei Abfindungen gefunden!
Ex-"FTD"ler erhalten eine Abfindung von einem halben Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr. Verzichten sie auf eine Kündigungsschutzklage, dann gibt es mehr...
Nach langem Ringen steht der Sozialplan für G+J-Wirtschaftsmedien: "Am Samstag haben sich die Verhandlungspartner von Gruner + Jahr und die Vertreter des Gesamtbetriebsrats der Wirtschaftsmedien auf einen Sozialplan verständigt", teilt das Hamburger Unternehmen am Montagnachmittag mit. Der Kompromiss - in der Einigungsstelle erzielt – sieht nun so aus: Die Mitarbeiter erhalten eine Abfindung von einem halben Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr. Verzichten sie auf eine Kündigungsschutzklage, dann gibt es ein weiteres halbes Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr. "Darüber hinaus wird eine Transfergesellschaft eingerichtet, die über zehn Monate besteht. Diese soll interessierte Mitarbeiter weiterqualifizieren und ihnen die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erleichtern. Eine Verlängerung der Verweildauer in der Transfergesellschaft auf insgesamt zwölf Monate ist möglich", heißt es.
Hinzu kommt ein Härtefonds in Höhe von vier Millionen Euro. Der Zweck: "Mit diesem Geld sollen Mitarbeiter individuell finanziell unterstützt werden, die sich beispielsweise wegen Unterhaltspflichten, einer Schwerbehinderung, oder auch aufgrund der durchgängig schwierigen Arbeitsmarktsituation in einer besonderen Härtesituation befinden." Eine aus Verlag und Betriebsräten paritätisch besetzte Kommission werde die Leistungen aus dem Fonds in jedem Einzelfall für die Mitarbeiter festlegen. Für studentische Aushilfen und freie Mitarbeiter hat der Betriebsrat nach Konzernangaben eine Teilvereinbarung getroffen. Jetzt soll das Ganze so schnell wie möglich über die Bühne gehen.
Das Verlagsmanagement um Achim Twardy und Vorstandsfrau Julia Jäkel wirkt zufrieden. Twardy nennt den Kompromiss " eine faire und angemessene Lösung, um die Härten aus dem Arbeitsplatzverlust abzufedern". Jäkel: "Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, so schnell eine gute Einigung zu erzielen. Mit dieser Vereinbarung lebt Gruner + Jahr seine Verantwortung gegenüber den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern." Sie lobt bei den Arbeitnehmervertretern die "in der Sache robusten, aber in Umgang und Stil fairen und konstruktiven Verhandlungen".
Bis vor wenigen Tagen sah es nicht gut aus mit einer Einigung; Mitte Februar hatten die Ex-"FTD"ler und andere der 350 ehemaligen Mitarbeiter der abgewickelten G+J Wirtschaftsmedien protestiert. Sie hatten die Offerte mit nur einem halben Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr als "Peinlichkeit" empfunden und forderten faire Abfindungen, um sich eine neue Existenz aufbauen zu können. Unter dem Motto "Die FTD geht uns alle an" machten sie seither ihrer Empörung Luft.
Nach mehr als zehn Jahren, in denen das Blatt keinen Gewinn eingefahren hatte, stellte G+J am 7. Dezember 2012 die Print- und Online-Ausgabe der "FTD" ein. Nikolaus Förster übernahm durch ein Management Buy-out das Wirtschaftsmagazin "Impulse", der Titel "Börse Online" wurde an den Finanzen Verlagverkauft. Immerhin: 78 Kollegen haben bisher eine neue Perspektive im Konzern oder bei den Magazinen "Capital" und "Impulse" gefunden. Aktuell meldet Gruners Flaggschiff "Stern" vier Neuzugänge aus dem "FTD"-Reich.