"FTD"-Drama:
Jäkels Krisenkommunikation entsetzt G+J-Belegschaft
Die G+J-Wirtschaftsredaktion hat aus den Medien das Ende der "FTD" erfahren. Vorstandsmitglied Julia Jäkel lässt sich indes einen weiteren Tag Zeit....
Eigentlich hat die Belegschaft der "Financial Times Deutschland" (FTD) erwartet, dass der G+J-Vorstand sie zeitnah nach der Aufsichtsratssitzung vom Mittwoch direkt über ihr weiteres Schicksal informiert. Um 10 Uhr hatten sie am heutigen Donnerstag gehofft, endlich Klarheit zu bekommen. Doch von der Gruner+Jahr-Spitze keine Spur. Sie ist auf Tauchstation gegangen.
Das zuständige Vorstandsmitglied Julia Jäkel werde wohl erst am Freitag um 11 Uhr vor die Mitarbeiter von "FTD", "Capital", "Impulse" und "Börse Online" treten, um sie direkt über die Beschlüsse des Aufsichtsrats zu informieren, heißt es in Verlagskreisen. Ein Tag zu spät - wie man in der Belegschaft findet. Erstmals hätte der G+J-Vorstand damit ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen, das lautet: Erst wird die Belegschaft informiert, dann die Öffentlichkeit.
Derweil erfahren die Mitarbeiter der Wirtschaftspresse indirekt über Konzernsprecher Claus-Peter Schrack via Medien die unliebsame Wahrheit. Danach habe das Kontrollgremium dem Vorstand die Ermächtigung für einen "Verkauf, Teilschließung oder Schließung" erteilt. Offenbar will der Vorstand noch über einen Verkauf einzelner Titel verhandeln. Die Rede ist von Management-Buy-outs, die angeblich mehrere Chefredakteure der angeschlagenen Titel planen. Nach dem momentanen Stand soll die "FTD" am 7. Dezember zum letzten Mal erscheinen.
Am Aus der Wirtschaftspresse bei Gruner + Jahr wird dies wenig ändern. Denn eine weitere Zukunft bei der Hamburger Bertelsmann-Tochter wird es nicht geben. Diese unliebsame Wahrheit will die Belegschaft zumindest einmal von Julia Jäkel selbst hören. Dass Jäkel immer noch schweigt, dürfte Insidern zufolge ihren guten Ruf bei G+J ramponieren. Sie werde es künftig noch schwerer haben, möglicherweise weitere Veränderungen im Zeitschriftenhaus vorzunehmen - beispielsweise einen Umbau des Flaggschiffs "Stern". Ein G+J-Sprecher will sich hierzu nicht äußern.