G+J Wirtschaftspresse:
"Financial Times Deutschland" vor dem Aus
Am Mittwoch entscheidet der Aufsichtsrat von G+J, ob Verlagschefin Julia Jäkel das Ende der "FTD" verkündet. Laut "FAZ" ist das Aus bereits besiegelt.
In ihrer eng getakteten Agenda könnte die neue Gruner+Jahr-Verlagschefin Julia Jäkel wohl schon am Mittwoch den nächsten Haken machen. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe) wird dann eine Entscheidung des Aufsichtsrats zur Zukunft der G+J Wirtschaftsmedien und insbesondere der "Financial Times Deutschland" (FTD) erwartet. Wie das Gremium bei seinem turnusmäßigen Treffen entscheidet – das ist noch offen. Der Hamburger Verlag hat bereits am Wochenende betont, dass über die Zukunft der G+J-Wirtschaftsmedien ("FTD", "Capital", "Impulse" "Börse Online") noch keine Entscheidung gefallen sei. Die "FAZ" meldet indes in ihrer Mittwochsausgabe, dass es bereits beschlossene Sache sei, sich weitestgehend aus dem Geschäft mit Wirtschaftsmedien zurückzuziehen. Demnach hat der Vorstand am Dienstag beschlossen, die "Financial Times Deutschland" einzustellen und die Zeitschriften "Impulse" und "Börse Online" zu verkaufen; dieses Szenario hat bereits der W&V-Schwestertitel "Kontakter" aufgezeigt. Nur "Capital" wolle G+J behalten und von Berlin aus fortführen. Noch fehlt ein offizielles Statement vom Hamburger Verlag.
Laut "SZ" hat Steffen Klusmann, Chefredakteur der "FTD" und Leiter des Chefredakteurskollegiums der G+J Wirtschaftsmedien, seine Mitarbeiter am Montag bereits auf dieses Szenario vorbereitet. Es müsste schon ein Wunder geschehen, soll Klusmann seiner Belegschaft in der Montagskonferenz mitgeteilt haben. Ganz konkret soll es dort darum gegangen sei, wie eine Abschiedsausgabe der "FTD" aussehen könnte. Die Belegschaft solle in den nächsten Wochen aber normal weiterarbeiten.
Der "SZ" zufolge ist die Stimmung in der Redaktion des renommierten Wirtschaftsblattes eine "Mischung aus Depression und Kampfeswillen". Es sei sogar die Rede davon, dass "von unterschiedlichen Seiten über die Berliner Politik Überzeugungsarbeit bei der Verlegerfamilie Jahr" geleistet werde, die eine Sperrminorität gegen den Verlags-Haupteigner Bertelsmann und damit entscheidenden Einfluss besitzt. Gruner teilte der "SZ" am Montag auf Anfrage mit, redaktionsinterne Vorgänge würden nicht kommentiert.
Wenn auch am Mittwoch keine Entscheidung gefällt wird – am 30. November tagt der Aufsichtsrat von Bertelsmann. Spätestens dann dürfte klar sein, ob die "FTD" bald Geschichte ist.