KKR wird zum deutschen Medienriesen

Die US-Beteiligungsgesellschaft KKR kauft Unternehmen, macht sie profitabel und verkauft dann wieder - vertreten sind praktisch alle Branchen. So war KKR unter anderem Mehrheitseigner der Duales System Deutschland AG, der Autowerkstattkette ATU oder der Bertelsmann-Tochter BMG Rights Management sowie an ProSiebenSat.1 beteiligt

Derzeit ist die KKR über die Holding Acceleratio an der GfK beteiligt; im Februar übernahm der Investor die Tele München Gruppe, Universum Film, I&U TV und Wiedemann & Berg Film. Daraus soll eine Mediengruppe unter der Führung von Fred Kogel entstehen.

Das Übernahmeangebot von KKR für Springer sieht eine Mindestannahmeschwelle von 20 Prozent an Axel Springers Grundkapital vor. Die Angebotsunterlage muss noch von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) genehmigt werden.

Axel Springer verspricht sich von seinem neuen Partner, die langfristige Wachstums- und Investitionsstrategie fortführen zu können. Diese Ankündigung sei, teilt Springer mit, "das Ergebnis einer Überprüfung strategischer Optionen sowie eines sorgfältig geführten Prozesses" im Zusammenhang mit der Wachstumsstrategie. Über die KKR-Beteiligung wurde bereits Ende Mai berichtet. Aufgrund dieser Nachricht kletterte prompt der Börsenwert des Medienhauses.

Springer will sich künftig vor allem auf Digitales fokussieren, sowohl im Journalismus (Welt, Bild, Business Insider u.a.) als auch im Rubrikengeschäft (z.B. Stepstone, Immowelt). KKR unterstütze diese Strategie und verfüge über Erfahrungen mit digitalen Medien. Der Vorstand halte an den geplanten Investitionen für das Geschäftsjahr 2019 fest, "obwohl die gesamtwirtschaftliche Entwicklung schwächer als geplant verläuft, wodurch die Erlösentwicklung vor allem bei den Job Classifieds schwächer ausfällt", heißt es seitens der Medienhauses.

Springer soll journalistisch unabhängig bleiben

Die Umsatzprognosen korrigiert Axel Springer: Der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2019 werde "im niedrigen einstelligen Prozentbereich zurückgehen und organisch im niedrigen einstelligen Prozentbereich ansteigen". Das bereinigte Ebitda soll einen Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich zeigen.

Das Übernahmeangebot von KKR mit 63 Euro pro Aktie biete den Aktionären eine Prämie von knapp 40 Prozent: Der Aktienkurs vom 29. Mai, unmittelbar vor den ersten Nachrichten über Verhandlungen zwischen KKR und Springer, lag bei 45,10 Euro.

Die derzeitigen Vorstandsmitglieder werden das Unternehmen auch nach der Übernahme durch KKR führen, teilen die Partner mit. Der Aufsichtsrat bleibt unter der Führung des derzeitigen Vorsitzenden Ralph Büchi. Unter den neun Mitgliedern werde der Investor aber künftig "angemessen" vertreten sein.

Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner sagte: "Durch die strategische Partnerschaft mit KKR könnten wir erhebliche Wachstumschancen ergreifen, da wir uns zusätzliche finanzielle Ressourcen erschließen und uns zugleich von der reinen Fokussierung auf kurzfristige Finanzziele lösen." Er nannte KKR einen "langfristig orientierten Partner". Es bleibe dabei, dass Axel Springer für unabhängigen Journalismus stehe. Das sei auch Teil der Investorenvereinbarung.

Friede Springer: "Unsere journalistischen Prinzipien und unsere Unternehmenskultur bleiben die Grundlage, auf die wir bauen und in die wir vertrauen." KKR sehe das genauso.

Axel Springer hat seinen Hauptsitz in Berlin und beschäftigt rund 16.300 Mitarbeiter weltweit. Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftete Axel Springer 71 Prozent der Erlöse und 84 Prozent des Gewinns mit digitalen Aktivitäten. Der bereinigte Gewinn war um 14 Prozent auf 737,9 Millionen Euro gewachsen, die Erlöse um 4 Prozent auf 3,18 Milliarden Euro.

Mehr zu den deutschen Content-Plänen von KKR lesen Sie hier (W&V+).


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.