IP vor Ort: RTL soll Marktanteile zu Geld machen
Zu Beginn des Programm-Rodeos der TV-Sender kündigt die RTL-Gruppe bei der Auftaktveranstaltung von "Primetime - IP vor Ort" in Frankfurt zahlreiche Eigenproduktionen an. Die Preise sollen moderat steigen.
RTL-Vermarkter IP Deutschland hat ein Luxus-Problem: Wer vor Kraft strotzt und unanfechtbar der Marktführer ist, hat es schwer sich spannende Ziele zu setzen – abgesehen von dem üblichen "noch besser, noch mehr, noch spannender ….“. Allerdings: "Derzeit gelingt es uns noch nicht, den Erfolg auch angemessen zu kapitalisieren“, sagt Martin Krapf, Geschäftsführer der IP Deutschland am Rande der Veranstaltung "Primetime – IP vor Ort“ am Dienstag in Frankfurt am Main. Wichtigstes Ziel für 2012 sei, die Leistung bei den Zuschauermarktanteilen und der Nutzungsdauer auch monetär umzusetzen. Krapf kündigt "absolut berechenbare und zurückhaltende“ Preiserhöhungen im einstelligen Bereich an." Und: "Im Vergleich zur Performance ist das mehr als moderat“, kommentiert er.
Und die Leistung will die Sendergruppe im nächsten Jahr noch einmal steigern: Mit einer Mischung aus Altbewährtem und Neuem über alle Sender hinweg. Interessanteste Einführungen: Eine neue Model-Show auf Vox und viele neue Serien und Pilot-Sendungen auf RTL. So kündigt RTL-Chefin Anke Schäferkordt zahlreiche Eigenproduktionen im Fiction-Bereich an. "Der US-Markt richtet sich derzeit auf seine Themen aus“, sagt sie. Neue Serien seien deswegen für andere Märkte weniger interessant. Die Chance für Lokale Formate. Für den Sender RTL kündigt sie beispielsweise die Serie "Die Sekretärinnen“ über den Büroalltag einer Büroangestellten zwischen Mobbing und einem cholerischen Chef an, oder den Action-Film "Bermuda-Dreieck Nordsee“. Darüber hinaus soll es mit "Transporter“ auch eine internationale Co-Produktion geben und mit "White Collar“ eine neue US-Serie am Dienstagabend.
Alle Jahre wieder präsentieren die IP und die Sender der RTL-Gruppe im Rahmen der Veranstaltung eine kurze Bilanz der vergangenen und einen Ausblick auf die kommende TV-Saison. Los ging es in Frankfurt, es folgen Präsentationen in Hamburg (1. September) Düsseldorf (6. September) und München (8. September). Auch in diesem Jahr gibt es bei der rund vierstündigen Präsentation wieder ein beeindruckendes Rahmenprogramm: Mehrere von der Eventagentur Corporate Candy gecastete Tänzer tanzen, klettern und hangeln sich zwischen den einzelnen Programmblöcken akrobatisch durch einen großen Würfel, untermalt mit Lichteffekten. Auf eine ähnliche Performance von IP-Geschäftsführer Martin Krapf warten die rund 500 Gäste hingegen dieses Jahr vergeblich.
Dafür hangelt der sich gleich zu Beginn der Veranstaltungen mit RTL-Chefin Schäferkordt und Marc Schröder, dem Geschäftsführer von RTL Interactive, durch Zahlen und Fakten. "TV bewegt die Menschen“, sagt Schäferkordt. 2010 sei die tägliche Nutzungsdauer über alle Zielgruppen hinweg gestiegen, durchschnittlich auf 223 Minuten pro Tag. Nur der Werbemarktanteil von derzeit 21 Prozent (Print insgesamt: 33 Prozent) unter allen Mediagattungen zeige, dass man es nicht schaffe, den Nutzungsanteil hinreichend zu kapitalisieren. Unter den Sendern hat die RTL-Gruppe insgesamt einen Marktanteil von 35,4 Prozent, nach der neuen Referenzzielgruppe 20 bis 59 Jahre 32,6 Prozent. Damit sei sie Marktführer im TV-Bereich. Für den Vermarkter IP Deutschland kündigen Schröder und Krapf an, dass man die Entwicklung neuer interaktiver Werbeformen für Digital-TV vorantreiben werde. Zudem will der Vermarkter seine Wirkungs-Studie Impact-Index vorantreiben und dem Markt mit einer Studie zur konvergenten Nutzung von Medieninhalten Impulse geben.
Auch die Einzelsender n-tv, Super-RTL, Vox und RTL ziehen eine positive Bilanz. Alle können ihre Markt- und Zuschaueranteile ausbauen, auch Super-RTL, das 2011 noch einige Hausaufgaben aus 2010 abzuarbeiten habe, wie Sender-Chef Claude Schmit sagt. Super-RTL kündigt neben zahlreichen neuen Animations-Formaten und Filmen auch neue Life-Events wie etwa die Lego-Show "Jeder Stein zählt“ an. Nachrichtensender n-tv setzt vorwiegend auf die Zielgruppe Männer zwischen 20 und 59 Jahren. Für die gibt es u.a. neue Action-Reportage-Formate wie zum Beispiel "Deadly Roads – die gefährlichsten Straßen der Welt“. Vox will nicht nur mit der neuen Model-Show glänzen, die gegen das Konkurrenzformat von Heidi Klum auf ProSieben antritt. Der Sender setzt auch die 2010 erstmals eingeführten Zwölf-Stunden-Magazine zu wichtigen Ereignissen wie zum Beispiel "09-11" fort und bietet darüber hinaus einige Spielfilme wie "King Kong" oder "X-Men 3".