
"Queens of Drags":
Heftige Proteste und Online-Petition gegen Heidi Klum
Heidi Klum als Frontfrau der neuen ProSieben-Show "Queens of Drags"? Geht gar nicht, sagen Protagonisten der Szene - und fordern den Sender auf, sie zu ersetzen.

Foto: Willi Weber
Die neue Show von Heidi Klum schlägt schon hohe Wellen, bevor auch nur die erste Folge im Kasten ist: Erst am Mittwoch verkündete ProSiebenSat.1 im Rahmen der Bewegtbildmesse Screenforce Days 2019, dass Klum künftig ein Format mit dem Titel "Queen of Drags" präsentieren werde – zusammen mit ihrem künftigen Schwager Bill Kaulitz und Österreichs Drag-Ikone Conchita Wurst.
Doch die queere Gemeinde goutiert das nur bedingt: Die Berliner Szenegrößen Ryan Stecken und Margot Schlönzke, seit Jahren auch politisch stark in der Szene engagiert, haben jetzt eine Online-Petition gestartet, die sich gegen das Format in dieser Konstellation ausspricht und Veränderungen fordert.
Dabei finden die beiden das Vorhaben, die Sendung nach dem Vorbild des erfolgreichen US-Formats "RuPauls Drag Race" zu machen, eigentlich gut. Nur die Frontfrau ist das Hindernis: "Wir sehen es als problematisch an, dass eine heteronormative weiße Frau, die bisher keinerlei nennenswerte sichtbare Verbindung zur Drag-Community hatte und bisher auch nicht das Leben einer Drag gelebt hat, nun der deutschen Version der wahrscheinlich erfolgreichsten queeren Sendereihe vorsitzen soll und damit Geld verdienen wird. Dies geht unserer Ansicht nach über eine kulturelle Aneignung hinaus, wir sehen dies als kulturellen Missbrauch!"
"Ausverkauf der Drag-Community"
Da hilft auch nicht, dass Klum in der Ankündigung zur Show betont, sie "liebe und bewundere die Drag-Kunst seit Jahren." Und freue sich daher, "dieser Kunst und ihren eindrucksvollen Protagonisten in einer neuen ProSieben-Show zum ersten Mal im deutschen Fernsehen eine Bühne zu geben."
Das nehmen ihr Ryan Stecken und Margot Schlönzke aber nur sehr bedingt ab. Ihre Befürchtung: Mit Klum als Frontfigur und Vermarktungsgesicht sei "der Ausverkauf der Drag-Community an ein heteronormatives Publikum zu dessen bloßer Belustigung auf Kosten der Teilnehmer*Innen und der gesamten Drag-Community vorprogrammiert."
Es gehe nicht mehr darum, eine qualitativ hochwertige Sendung, die auch aufklärt und Informiert, zu machen, sondern nur noch "um das Keifen, das persönliche Drama, die bloße Zurschaustellung übelster und erwarteter Klischees."
Nur Keifen und Drama?
Die Teilnehmer*Innen seien dabei nur noch Mittel zum Zweck: "Qualität wird geopfert, um die Quote durch Bedienen des gesellschaftlichen Voyeurismus zu retten. Der eigentlich und wirklich wichtige Aufklärungscharakter und das vorurteilsfreie Heranführen an diese Szene und deren großartige Bandbreite gehen verloren."
Dabei gäbe es reichlich Alternativen: Warum nicht einen Newcomer aus der Szene aufbauen? Oder wenigstens einen bekannten Namen aus der Community verpflichten? Möglichkeiten nennen sie einige: Guido Maria Kretschmer, Ralph Morgenstern, Lilo Wanders, Gayle Tufts oder auch Georg Preuße alias "Mary", ein Pionier der deutschen Szene. Oder zumindest Conchita Wurst, ohnehin im Team, von der Nebenjurorin zur zentralen Person der Jury zu befördern.
Bislang haben knapp 3000 Personen die Petition unterschreiben. Ob sie ProSieben tatsächlich zur Umbesetzung bewegen können, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn eines haben die Macher mit der Ankündigung ja schon mal erreicht: Der Wirbel, den sie verursacht hat, hat dem neuen Format schon jede Menge Extra-PR beschert.