
Bertelsmann:
Gruner + Jahr: Droht ein neuer Kahlschlag?
Erst die Wirtschaftspresse, jetzt Teile der Verwaltung - Gruner + Jahr steht möglicherweise vor einem neuen Abbau von 200 bis 300 Stellen im Rahmen des Bertelsmann-Programms Opex. Der G+J-Betriebsrat befürchtet einen "Kahlschlag".
Dem Hamburger Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr ("Stern", "Geo") droht möglicherweise ein neuer massiver Stellenabbau. Er könnte konzernweit mittelfristig zwischen 200 bis 300 Arbeitsplätze treffen. Dies hat W&V Online aus Unternehmenskreisen erfahren. Anlass hierfür ist ein Vorstandsbeschluss von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, das bereits seit Längerem angekündigte Programm Operational Excellence – kurz Opex - umzusetzen. Danach will der Bertelsmann-Chef die Bereiche IT, Finanzen, Personal und Einkauf konzernweit verschlanken und größtenteils in Gütersloh – Hauptsitz von Bertelsmann – zentralisieren. Von der Neuausrichtung wären auch die Fernsehtochter RTL sowie die Dienstleistungsgesellschaft Arvato betroffen. Nähere Einzelheiten hierzu könnte Bertelsmann-Chef Rabe auf der anstehenden Bilanzpressekonferenz nächsten Mittwoch machen.
Der Betriebsrat von Gruner + Jahr befürchtet indes, dass die Zentralisierung des Over-Heads zu massiven Personaleinsparungen im Verlagshaus führen könnte. Die Arbeitnehmer-Vertreter sprechen in einem heute kurzfristig verteilten Flugblatt von einem "Kahlschlag". Konkrete Zahlen zu einem möglichen Stellenabbau nennen sie hingegen nicht. In der IT von Gruner + Jahr sind dem Vernehmen nach rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, im Rechungswesen rund 70.
Damit würde Gruner + Jahr unter der Ägide von Vorstandschefin Julia Jäkel erneut massiv Stellen abbauen. Erst Ende 2012 hatte die Bertelsmann-Tochter die "Financial Times Deutschland" (FTD) eingestellt. Titel wie "Impulse" und "Börse Online" wurden verkauft. Betroffen von der Maßnahme waren rund 380 Redakteure. Zudem hat Jäkel die Redaktionen von "Neon", "Nido", "P.M", "Wunderwelt Wissen" und "Eltern" von München nach Hamburg geholt. Von dieser Standort-Verlagerung sind 120 Mitarbeiter betroffen. Viele Mitarbeiter haben inzwischen Abfindungsangebote angenommen, weil sie nicht mitziehen wollen.
Auch die Ertragslage von Gruner + Jahr ist im vergangenen Geschäftsjahr offenbar unter Druck geraten. Der Konzernumsatz soll – unter anderem durch den Rückzug aus der Wirtschaftspresse sowie diversen Auslandsgeschäften – auf rund zwei Milliarden Euro geschrumpft sein. Auch die Ertragslage hat sich weiter verschlechtert. Das Operating Ebit – wichtigste Kenngröße im Konzern - soll sich 2013 zwischen 150 bis 155 Millionen Euro bewegen. Im Geschäftsjahr 2012 hatte das Verlagshaus hier noch mehr als 168 Millionen Euro ausgewiesen. Zu den bereits vor Wochen im W&V-Schwesterblatt "Kontakter" veröffentlichten Zahlen will sich Gruner + Jahr nicht äußern.
Zum Opex-Programm erklärt ein Sprecher von Gruner + Jahr hingegen: "Die Modernisierung von Strukturen und Prozessen und Definition einheitlicher Qualitätsstandards und Effizienz sind richtig und wichtig und auch Teil unseres G+J Transformationsprogramms. Wie, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form wir Opex umsetzen, werden wir mit den verantwortlichen Bereichen mit der notwendigen Ruhe besprechen." Der G+J-Sprecher ergänzt: "Es gibt hierzu noch keinerlei Entscheidungen des G+J-Vorstandes. Deshalb können zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine konkreten Infos gegeben werden, welche organisatorischen und personellen Änderungen sich gegebenfalls durch Umsetzung Opex in einzelnen Bereichen/Abteilungen ergeben könnten".