
Gruner + Jahr:
"FTD"-Aus: Julia Jäkels schwerster Gang
Das G+J-Vorstandsmitglied Julia Jäkel steht vor einem schweren Gang: Sie will angeblich heute um 10 Uhr das Aus der "FTD" verkünden...
Am heutigen Donnerstag um 10 Uhr soll angeblich das Gruner+Jahr-Vorstandsmitglied Julia Jäkel vor die Belegschaft der G+J Wirtschaftmedien treten, um ihnen das Aus der "Financial Times Deutschland" und weitere gravierende Veränderungen zu verkünden. Dies hat W&V Online am Mittwochabend aus Verlagskreisen erfahren. Ein G+J-Sprecher will sich hierzu gestern nicht äußern. Bis 18 Uhr hatte der Aufsichtsrat noch keine Entscheidung gefällt, heißt es.
Für Jäkel dürfte es ein schwerer Gang werden, denn die Managerin will der Belegschaft das endgültige Aus der seit Februar 2000 erscheinenden Wirtschaftszeitung verkünden, heißt es. Damit droht 330 der rund 350 Mitarbeiter die Kündigung. Diese will aber die Bertelsmann-Tochter erst Anfang nächsten Jahres aussprechen, ist in Verlagskreisen zu hören. Was dahinter steckt, ist offen. Ein G+J-Sprecher will dies nicht bestätigen. Laut "FAZ" sollen rund 320 der 350 Mitarbeiter der G+J Wirtschaftsmedien ihren Arbeitsplatz verlieren. Ihnen soll bis Ende Januar betriebsbedingt gekündigt werden. Dafür seien intern Sozialplankosten von rund 40 Millionen Euro veranschlagt. Die "FTD" soll laut "FAZ" nur noch bis zum 7. Dezember erscheinen. Damit dürfte eine Meldung des britischen "Guardian" obsolet sein. Das Blatt hat zuvor berichtet, dass am heutigen Donnerstag die letzte Ausgabe erscheinen soll. Unterdessen kondonliert das "Handelsblatt" bereits und widmet Seite 1 der "FTD" und dem Medium Zeitung.
Wie bereits mehrfach berichtet, will Gruner + Jahr die "FTD" einstellen und die Magazine Börse Online und Impulse verkaufen. Unklar ist noch die Zukunft von "Capital". Das Wirtschaftsmagazin soll angeblich in Berlin weiter erscheinen. Gerüchte, wonach der Titel an den Verlagsbereich des Flaggschiffs "Stern" angedockt werden soll, will ein G+J-Sprecher nicht kommentieren.
Der Betriebsrat des Verlagshauses hat sich für ein weiteres Überleben der Wirtschaftsmedien ausgesprochen und hierfür noch vor der Aufsichtsratssitzung eine Unterschriften-Aktion gestartet. Es wurden rund 900 Unterschriften gesammelt, heißt es. Gruner + Jahr will die "FTD" schließen, weil der Vorstand keine wirtschaftliche Perspektive für den Titel sieht. Die Zeitung soll in diesem Jahr alleine einen Verlust von rund zehn Millionen Euro erzielt haben. Für die Bertelsmann-Tochter wäre dies eine bittere Zäsur in der langjährigen Geschichte des traditionsreichen Zeitschriftenhauses.