Tim Cook:
Großes Apple-Kino: Die Reaktionen auf iPhone und Watch
Das beste Produkt seit der Erfindung der sich selbst aufblasenden Iso-Matte oder Riesentheater um nichts: Wie gewohnt polarisiert die neueste Produktpräsentation von Apple. Ein Überblick.
Das beste Produkt seit der Erfindung der sich selbst aufblasenden Iso-Matte, finden die einen. Riesentheater um kalten Kaffee die anderen: Wie gewohnt polarisiert die neueste Produktpräsentation von Apple. Am 9. September stellte Unternehmens-Chef Tim Cook in Cupertino die neuen iPhone-Modelle vor und erstmals seit 2010 ein neues Produkt, die Apple Watch. Der frische Apfel schmeckt (einmal mehr) nicht jedem. Warum auch?
Wie in jedem Herbst sind die Apple-Fans begeistert, weil sie endlich wieder ein neues teures Spielzeug bekommen. Von wahrer Liebe ist die Rede, von der großen Spannung, bis man das neue Produkt endlich sein eigen nennen darf.
Wie in jedem Herbst ist die Meckergemeinde enttäuscht: Die Erwartungen werden nicht übertroffen, die neue Uhr sei sowieso hässlich und uninspiriert (das hätte Steve Jobs so nie durchgehen lassen, lauten viele Kommentare im Netz), technisch kein großer Wurf, Apple sei mal wieder nichts Revolutionäres eingefallen. Mit der Uhr, heißt es, laufe der Konzern ohnehin wieder nur Samsung hinterher.
Wir haben die extremsten Postionen für Sie gesammelt.
"Großes Kino aus Cupertino" - so sieht "Mobile Geek" Sascha Pallenberg die Veranstaltung am 9. September. Apple habe "der Konkurrenz mal wieder gezeigt, was wirklich wichtig ist: Infrastruktur und Ökosysteme", schreibt er über iPhone 6, iPhone 6 Plus, die Apple Watch und Apple Pay. Der bekennende Apple-Fan bringt außer seiner Begeisterung auch gute Argumente und schließt, Apple habe "abermals ein dickes Ausrufezeichen gesetzt und vor allen Dingen wieder gezeigt, dass man nicht zwingend der first mover sein muss, um einen Markt zu rocken. Phablets? Gibt es seit 3 Jahren! NFC? Ist mehr als zehn Jahre alt und basiert auf einem 41-Jahre alten Standard und so ziemlich alle aktuellen Smartphones haben es bereits. Smartwatches? Sony und Samsung stellten auf der IFA bereits die 4. oder gar 5. Generation vor. Mobile Payment? Well, vergessen wir das ... Und dann kommt Apple und innerhalb von 120 Minuten ändert sich alles." Beispiel zum Thema Mobiles Bezahlen: Ja, NFC haben andere schon, aber die Leute bei Apple "haben in Kombination mit NFC mal eben gleich ein komplettes Mobile Payment Oekosystem vorgestellt". Dass ein iPhone 6 Plus bald bei ihm auf dem Tisch liegen soll, gibt Pallenberg offen zu.
Spiegel Online-Reporter Matthias Kremp durfte die Apple Watch sogar anfassen und ausprobieren - und scheint recht angetan: "Während ich andere Computeruhren bisher immer als zweiten Handybildschirm oder Miniaturhandy angesehen habe, macht diese hier den Eindruck, ein ganz eigenes Gerät zu sein. Eines, das mehr kann als alle Smartwatches, die ich bisher gesehen habe."
Sein Kollege Christian Stöcker offenbar nicht - und sein Urteil über die Präsentation fällt insgesamt einen Tick anders aus: Nichts Unerwartetes habe er erfahren, die Namensgebung der Apple Watch (statt, wie die Gerüchteküche zuvor argwöhnte, iWatch) zeige "eine gewisse Hybris seitens des Konzerns ..., denn das Ziel ist augenscheinlich, schon mit dem Produktnamen zu erklären, dass man die Kategorie Armbanduhr von nun an als ein Herzogtum in Apples Königreich betrachtet".
Ein ähnlicher Spagat, um sowohl Fanboys als auch Kritiker abzufangen, gelingt auch N24: Kündigt der Nachrichtensender seinen Online-Ticker via Facebook noch an, als erwarte Apple-Kunden ein "Neuheiten-Feuerwerk", beginnt der verlinkte Artikel dann letztlich eher verhalten. Apple stehe unter Zugzwang, lautet schon die Überschrift, aus einer Auflistung der Apple-Watch-Funktionen schließt der aus Agenturmeldungen gestrickte Artikel, "die Funktionen der Uhr erinnern an bisherige Modelle unter anderem von Samsung, LG und Motorola". Das Neuheiten-Feuerwerk bleibt die Nachricht schuldig.
Apple Watch als guten Einstieg in die am Körper getragene Geräteklasse finden die Tester bei "Computer-Bild": "Was das Design angeht, ist es ein wirklich gelungenes Gerät. Das Gehäuse ist einwandfrei verarbeitet und die Uhr liegt gut auf dem Handgelenk. Leider ist der Schmuck etwas schwer für zierliche Ärmchen, aber wer schön sein will, muss eben leiden. Die digitale Krone, also quasi die Steuerzentrale der Uhr, ist gut durchdacht. Insgesamt ist es Apple gelungen, die Uhr intuitiv zu gestalten und an vieles zu denken, was andere vermissen lassen. Insgesamt erweckt die Apple Watch den Eindruck eines rundum gelungenen Einstiegs in die Welt der Wearables."
Die Giga-Redaktion findet die Apple Watch nicht die große Überraschung, gibt sich aber dennoch angetan: "Auf den zweiten Blick wird schon mehr Potenzial deutlich: Die Apple Watch wird sich perfekt in das Apple-Universum integrieren ... Die wahre Stärke zeigt Apple zudem auch immer in der Umsetzung von Produkten: In Qualität und Zuverlässigkeit liegt der Hersteller aus Cupertino oft vor der Konkurrenz. Wir sind gespannt auf die Apple Watch!"
Weniger Vorfreude lässt der Ticker von "Basic Thinking" erkennen. Michael Müller muss sich regelrecht zügeln, als die (seines Erachtens reichlich unnötigen) Funktionen vorgestellt werden: "Die Features der Apple Watch werden übrigens immer noch erklärt. Ich muss aufpassen, dass ich die Apple Watch nicht gänzlich ins Lächerliche ziehe." Fazit von Müllers Kollege Tobias Gillen: " Apple hat nicht oder zu wenig aus den Fehlern von den bereits auf dem Markt befindlichen Herstellern und deren Produkten gelernt. Von der Apple Watch bin ich enttäuscht und hatte definitiv mehr erwartet."
Auch "Mashable"-Blogger Todd Wasserman wird sich keine Apple Watch kaufen. "Ich hatte nie eine Smartwatch, warum also sollte ich mir jetzt eine kaufen?" fragt er sich. Weitere Gründe gegen das Gerät: "Es könnte mein Leben schlimmer machen.", es gebe günstigere Alternativen, die Sportleistung zu messen, konzentrieren würde er sich auch nicht mehr können, und zu guter Letzt: Die Apple Watch werde ihm sofort kaputtgehen.
"The Verge" dagegen traut der smarten Uhr von Apple zu, den Markt der tragbaren Fitness-Messgeräte zu revolutionieren: "Keiner davon wurde bisher ein Bestseller im Massenmarkt. Wenn die Apple Watch funktioniert wie versprochen, kann sie das grundlegend ändern."
Boris Boden von der "Internet World" sieht keinen großen Wurf im iPhone, setzt aber ebenfalls auf die Uhr: "Wer ein iPhone 5s besitzt, muss nicht auf die neuen Modelle upgraden, wenn er nicht unbedingt ein größeres Display will. Denn der Rest der neuen Features scheint mal wieder evolutionär zu sein. Die Apple Watch wirkt allerdings ziemlich spannend und hat derzeit wenige Konkurrenten mit diesem Funktionsumfang."
Die Modefans von "Styleranking" schätzen die neuen Apple-Produkte schlicht als schicke Accessoires. Immerhin.
Häme kommt, wie gern im Social Web, per Fotos: Diverse Modelle der Apple Watch sowie Vergleich des iPhone 6 mit (älteren) Konkurrenzmodellen sollen Apple als vorgestrig darstellen.
Sarkasmus geht bei Twitter gut:
Die Antwort auf die Frage "Wie viel Uhr ist es?" ist dann demnächst wohl eine Gegenfrage: "Haste ma n #AppleWatch-Ladekabel?"
— jetzt.de (@jetzt_de) September 9, 2014
Wenn die #applewatch einen Hörer hätte und man damit fluchtartig mobil die Matrix verlassen könnte, würde ich darüber nachdenken.
— Friederike Hagen (@friederikehagen) September 9, 2014
#applewatch mit 1 Zeiger: Macht es wie die Sonnenuhr und zählt die heitren Stunden nur! pic.twitter.com/DNnWODXhRW
— Daisy Popaisy (@ponysoulcake) September 10, 2014
In der #AppleWatch nicht enthalten ist die kleine Stimme die dir sagt dass du nicht jeden Scheiß kaufen sollst der dir angeboten wird.
— Hipsterfitter (@hipsterfitness) September 9, 2014
Habe gerade $350 gespart. #AppleWatch #iPhone6 pic.twitter.com/EqeuwIB5Iw
— Rico-Thore Kauert (@PRonline_de) September 10, 2014
Und Talkshow-Profi Jimmy Kimmel hat schon im Juli gewusst, was auf uns zukommt: