Gruner + Jahr:
G+J-Vorstand Schäfer räumt "Unsicherheiten" beim Umbau ein
G+J-Produktvorstand Stephan Schäfer in der "Zeit": "So eine Transformation bedeutet, dass wir über Jahre mit Unsicherheiten leben werden müssen."
Dass der jetzt eingeleitete Großumbau bei Gruner + Jahr für die Mitarbeiter auch viele Kehrseiten haben wird – das gibt Produktvorstand Stephan Schäfer im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" zu (in seinem ersten großen Interview überhaupt). Schäfer: "So eine Transformation bedeutet, dass wir über Jahre mit Unsicherheiten leben werden müssen. Das können wir unseren Mitarbeitern auch nicht völlig abnehmen", zitiert ihn die "Zeit" in einer Vorabmeldung zur aktuellen Ausgabe. Der Verlag werde künftig mit weniger Menschen mehr Produkte herausbringen. Allerdings würden auch Jobs geschaffen: "Derzeit suchen wir über 200 Digitalspezialisten", so Schäfer. Vorstandschefin Julia Jäkel umschreibt den Personalumbau im Gespräch mit der "FAZ" (Mittwochsausgabe) ähnlich: "Es wird im Digitalbereich über die nächsten Jahre mehrere hundert Neueinstellungen geben. Gleichzeitig stellen wir uns darauf ein, mit weniger Mitarbeitern mehr - auch neue - Produkte zu kreieren." Immerhin soll das Haus "ein führender Publisher von E-Magazinen und Apps in Europa werden".
Seit Dienstag steht fest, dass G+J Deutschland ab Oktober in acht so genannten "Communities of Interest" Print- und Digitalprodukte enger verzahnen will. Die meisten Münchner Titel werden dabei bis 2014 nach Hamburg geholt, den rund 120 Kollegen werden Jobs in Hamburg angeboten. Rund um die "CoI" genannten Ressorts will Gruner + Jahr künftig auch passende E-Commerce starten und damit mit Unternehmen wie Burda gleichziehen, die mit Katzenklappen und Hundehalsbändern mehr Umsatz erzielen als mit so manchen Produkten aus dem Kerngeschäft Print. Mehrere hundert Millionen Euro wollen der Verlag sowie die Gesellschafter Bertelsmann und die Familie Jahr in den langfristigen Gesamtumbau investieren.
Stephan Schäfer sagt über die neuen Aktivitäten bei Gruner & Jahr: "Wir reden hier über neues Geschäft im Kontext unserer Inhalte, das über die Kreation und Vermarktung derselben hinausgeht: durch Handel und Dienstleistungsgeschäfte." Davon solle auch das Zeitschriftengeschäft profitieren und weiter wachsen. Ein Beispiel hält er parat: "Außerdem starten wir im Herbst, inspiriert von chefkoch.de, eine große neue Zeitschrift namens Chefkoch." Schäfer weiter in der "Zeit": "Ich glaube einfach, dass sehr viel möglich ist. Wir müssen in Print und in Digital eine große Produktoffensive starten."
Als Beispiele eines gelungen digitalen Projektes nennt Schäfer Entwicklungen der Zeitschrift "Men’s Health": "Worum geht es da? Um den Körper. Um Muckis. Die Redaktion hat eine Fitness-App für Mobiltelefone programmiert. In den vergangenen zehn Monaten hat ‚Men’s Health‘ mit dieser App richtig Geld verdient. Wir werden sie demnächst in vielen Dutzend Ländern anbieten."