
Goldener Windbeutel 2013:
Foodwatch provoziert Capri-Sonne
Foodwatch entschuldigt sich mit einem satirischen Video bei Capri-Sonne für die Nominierung zum "Goldenen Windbeutel". Capri-Sonne reagiert auf die Kritik und zieht Werbematerial für Grundschüler zurück.
Zur Wahl des Negativpreises "Goldener Windbeute"l feuert die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch jedes Jahr ein Feuerwerk an PR-Maßnahmen ab und setzt damit Lebensmittelhersteller unter Druck. Nominiert für die "dreisteste Werbemasche für Kinderlebensmittel" sind in diesem Jahr Monsterbacke Knister von Ehrmann, Pom-Bär von Funnyfrisch, Nestlé Kosmostars, Dr. Oetkers Paula und Capri-Sonne von den Wild/Sisi-Werken. Dass die Wild/Sisi-Werke sofort mit einer Pressemitteilung konterten, als Foodwatch die Nominierten bekanntgab, brachte dem Capri-Sonne-Hersteller nur ein zusätzliches Video von der Verbraucherschutzorganisation ein.
Das Unternehmen wehrte sich in der Pressemitteilung gegen den Foodwatch-Vorwurf, das Getränk sei eine Wasser-Zucker-Aroma-Mixtur mit hohem Zuckergehalt. Auch den Kritikpunkt der Vermarktung an den Eltern vorbei versuchte Capri-Sonne zu entkräften. Zur Erinnerung Foodwatchs Vorwurf an den Hersteller: "Er spricht Kinder bei gesponserten Sport-Events an, vergibt ein eigenes Schwimmabzeichen. Außerdem verbreitet Capri-Sonne Unterrichtsmaterial mit Markenlogo und Lernaufgaben zum Produkt - indirekte Werbung an den Eltern vorbei." Die Wild/Sisi-Werke konterten, Capri-Sonne werde zu "90 bis 95 Prozent von Erwachsenen - überwiegend Müttern – eingekauft".
Dies nahm Foodwatch zum Anlass für ein satirisches Video, bei dem sich die Organisation bei Capri-Sonne entschuldigt. Darin konterkariert Foodwatch die Annahme, Capri-Sonne sei nicht für Kinder, mit Bildern von der Homepage der Marke und mit Spots, in denen Kinder für das Getränk werben.
Laut einem Artikel auf Spiegel Online habe der Capri-Sonne-Hersteller mittlerweile reagiert und die Unterrichtsmappe "Fit, fair und schlau" für Grundschüler zurückgezogen. In dem Schulmaterial, das bis Montag noch von Lehrern auf der Homepage des Verlages Care-Line heruntergeladen werden konnte, zeigte Hersteller Wild/SiSi-Werke Markenlogos sowie Produktabbildungen und schrieb laut Foodwatch dem Softdrink Capri-Sonne positive Eigenschaften zu. Die Organisation kritisiert, dass Capri-Sonne dabei "irreführend in den besonders empfohlenen Bereich der Ernährungspyramide" einsortiert wurde - verbunden mit der Empfehlung, Schüler sollten "viel" davon trinken.
Hintergrund für die diesjährige Wahl des "Goldenen Windbeutel" ist ein Markttest von Foodwatch aus dem Jahr 2012. Bei dem Test mit 1.500 Kinderprodukten hatte die Organisation nachgewiesen, dass drei Viertel der gezielt an Kinder vermarkteten Industrieprodukte süße und fettige Snacks sind. Mit Werbung fast ausschließlich für unausgewogene Produkte verstärkt die Lebensmittelindustrie diesen Trend - gleichzeitig setzt sie darauf, die Erziehungshoheit der Eltern zu umgehen, indem sie Kinder über Sportvereine, Schulen und Kindergärten oder digitale Medien anspricht, findet die Organisation. Die aktuelle Abstimmung läuft online bis zum 15. Mai 2013.
fm/sh