Unternehmensstrategie:
Disney investiert Milliarden in seine Streaming-Angebote
Mit Disney+, Hulu und ESPN+ will der Mickey-Mouse-Konzern den Videostreaming-Markt aufmischen. Doch der Angriff auf Netflix und Amazon erfordert einen langen Atem.
Der Versuch der Walt Disney Company, den Videostreaming-Markt noch einmal richtig aufzumischen, wird teuer. Die langfristig ausgerichtete Strategie des Mickey-Mouse-Konzerns erfordert in den nächsten Jahren Milliarden-Investitionen in die eigenen Angebote Hulu, ESPN+ und in den geplanten Dienst Disney+.
Geld, das vor allem in neue Content-Produktionen und ins Marketing fließen wird. Zudem fallen bisherige Lizenzeinnahmen weg, da Disney den Streaming-Konkurrenten Netflix und Amazon Filme und Serien aus dem eigenen Archiv nicht länger zur Verfügung stellt.
So rechnet der weltgrößte Entertainment-Konzern damit, dass im laufenden Quartal die Verluste aus dem Streaming-Geschäft gegenüber dem Vorjahresquartal um 200 Millionen Dollar steigen werden – verursacht in erster Linie durch Content- und Marketingkosten für die 2018 gelaunchte Sport-App ESPN+.
Ein weiterer Kostenfaktor: Mit der Übernahme großer Teile von 21st Century Fox ist Disney zum 60-Prozent-Mehrheitseigner am Streamingdienst Hulu geworden – und auch der schreibt noch immer rote Zahlen. "Damit Disney zu Disney plus wird, muss das Unternehmen eine Zeitlang Disney minus werden", hat der Wirtschaftsdienst Bloomberg die Situation treffend auf den Punkt gebracht.
Die Abonnenten im Blick
Langfristig steht den gewaltigen Investitionen aber der Zugewinn zahlender Abonnenten gegenüber. Das unabhängige New Yorker Marktforschungsunternehmen Moffett Nathanson geht davon aus, dass Hulu bis 2023 rund 50 Millionen Abonnenten haben wird, Ende dieses Jahres werden es etwa 30 Millionen sein.
Der geplante neue Dienst Disney+, der noch dieses Jahr gelauncht werden soll, wird nach dieser Prognose 2023 rund 35,5 Millionen Abonnenten verzeichnen, während die Abonnentenzahl der Sport-App ESPN+ von derzeit zwei Millionen auf fünf Millionen anwachsen wird.
Verluste sinken nur langsam
Die Verluste aus dem Streaming-Geschäft werden in diesem Zeitraum nur langsam sinken. Nach der Prognose von Moffett Nathanson von 3,8 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 3,1 Milliarden im Jahr 2023.
Aufgeschlüsselt entfallen die Verluste in diesem Jahr auf Hulu mit 1,7 Milliarden Dollar, auf Disneys New Yorker Technologie-Tochter BAM Tech mit 1,1 Milliarden, auf ESPN+ mit 452 Millionen und auf Disney+ mit Anlaufkosten in Höhe von 620 Millionen Dollar.
Und während bis 2023 die Verluste von Hulu auf weniger als die Hälfte, nämlich auf knapp 700 Millionen Dollar zurückgehen werden, dürften sie bei Disney+ auf 1,8 Milliarden Dollar steigen. ESPN+ macht nach dieser Prognose in vier Jahren noch immer ein Minus von etwas unter 370 Millionen Dollar.
CEO Iger: "Ein unwiderstehliches Angebot"
Auch wenn die Entwicklung eines Streaming-Produkts extrem teuer und eine Herausforderung selbst für einen Riesenkonzern wie Disney ist, gibt sich Chairman und CEO Bob Iger optimistisch. In den kommenden Jahren will er den Fokus klar auf diesen Business-Bereich setzen.
Über einen ersten Prototyp der Disney+-App sagte Iger, sie habe "eine elegante Navigation, ermögliche die Personalisierung und verfüge über Content, der in die Kernmarken Disney, Pixar, Marvel, Star Wars und demnächst auch National Geographic segmentiert ist. Es ist eine Mischung aus Archiv-Material und Original-Content unter diesen fünf Hauptmarken und wir sind zuversichtlich, dass dies ein unwiderstehliches Angebot für die Konsumenten ist."
An diesem Donnerstag (11. April) wird Iger – so wenigstens die Hoffnung vieler Analysten – auf einer Investorenkonferenz mehr über die Pläne mit Disney+ verraten. Dass er allerdings auch schon konkrete Angaben zu den Gebührenmodellen macht, damit rechnen nur wenige.