Es ist offiziell:
Die Fusion von Gruner + Jahr und RTL ist fix
Bertelsmann macht Nägel mit Köpfen: Ab 2022 werden RTL und G+J zu einem "crossmedialen Medien-Champion zusammengeführt", so CEO Rabe. G+J bleibt auch nach der Fusion in Hamburg.
Die Zusammenführung von RTL und Gruner + Jahr steht bekanntlich schon länger im Raum – nun ist es offiziell: Die beiden Bertelsmann-Töchter werden zu einem "neuen nationalen, crossmedialen Medien-Champion" zusammengeführt, wie der Konzern jetzt verkündet hat.
Die Gruner+Jahr-Geschäfte DDV, Territory und Applike sowie die Beteiligung am Spiegel werden nicht Teil des neuen Unternehmens. Sie verbleiben bei Bertelsmann. Hamburg bleibt zudem Sitz von Gruner + Jahr. Welche (weiteren) personellen Konsequenzen der Umbau für die Führungsriege von RTL und G+J hat, ist noch offen. Dass die bisherige G+J-CEO Julia Jäkel das Haus verlässt, ist ja bereits seit März diesen Jahres bekannt. Und ihr designierter Nachfolger Stefan Schäfer hat ohnehin schön seit längerem eine übergreifende Aufgabe: Er ist außerdem Geschäftsführer Inhalte & Marken der Mediengruppe RTL Deutschland.
Mehr Wachstumspotenzial
Die Entscheidung folge "einem mehrmonatigen Prüfprozess mit dem Ziel, die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der führenden privaten TV-, Radio- und Streaming-Gruppe des Landes und dem Verlagshaus mit seinen starken Marken zu vertiefen", so das Unternehmen weiter. Operativ starten wird das fusionierte Konstrukt Anfang 2022.
"Die zuständigen Gremien, das Board der RTL Group, der Vorstand und der Aufsichtsrat von Bertelsmann, sind zu dem Schluss gekommen, dass RTL Deutschland und G+J ihr Wachstumspotenzial gemeinsam besser ausschöpfen können", sagt Bertelsmann-CEO Thomas Rabe.
Die RTL Group steuert im Bertelsmann-Konzernportfolio den vergleichsweise größten Umsatzanteil bei. Die RTL Group geht davon aus, dass der eigene Umsatz im Jahr 2021 bei 6,5 Milliarden Euro liegen werde.
Die ersten redaktionelle Konzeptideen gibt es schon: So ist der crossmediale Ausbau der Marken Stern und Gala rund um die Themenfelder Gesellschaft, Politik, Investigatives und People sowie eine deutliche Erweiterung der journalistischen Digitalangebote von RTL, Stern und ntv geplant. Mit "Stern Investigativ" entsteht ein neues TV-Format.
Synergien von rund 100 Millionen Euro
Als Marke für hochwertige Dokumentationen und Wissensformate soll Geo das Angebot von RTL Deutschland auf unterschiedlichen Kanälen komplementär ergänzen und ein neues Programmangebot für die ganze Familie schaffen. Eine erste High-End-Dokureihe zu den größten Phänomenen unserer Zeit, die im Zusammenspiel von RTL, RTL+ (jetzt noch TV Now) und der Geo-Redaktion entsteht, ist bereits für 2022 geplant.
Mit der Fusion würden die strategischen Prioritäten von Bertelsmann wie zuvor in Frankreich, den Niederlanden und Belgien umgesetzt, erklärt Thomas Rabe. "Unsere Mediengeschäfte auf dem deutschen Markt werden im Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen gestärkt." Kein anderes Medienunternehmen hierzulande könne ein derartiges gattungsübergreifendes Wachstumsbündnis schaffen. Die Höhe der Synergien beziffert der Bertelsmann-CEO auf rund 100 Millionen Euro – "größtenteils wachstumsbedingt."
Im Februar hatten RTL Deutschland und Gruner + Jahr die ergebnisoffene Prüfung einer noch engeren Zusammenarbeit verkündet. Aufsetzen konnten die Projektteams dabei auf den bereits konzernintern erfolgten Annäherungen von Ad Alliance, Content Alliance und Tech & Data Alliance. RTL Deutschland und G+J sollen auch nach der Zusammenlegung mit anderen Bertelsmann-Unternehmen kooperieren, etwa dem Publisher Penguin Random House oder BMG.