
Degeto-Skandal: KPMG spricht geschassten Chef Jurgan frei
"Keine strafbaren Handlungen." Das steht im Abschlussbericht der KPMG, die im Auftrag des HR die Machenschaften des abberufenen Degeto-Chefs Hans-Wolfgang Jurgan durchleuchtet hat. Er kommt mit blauem Auge davon...
Das überraschende Prüfergebnis im Fall der ARD-Filmtochter Degeto erinnert an das viel zitierte Hornberger Schießen: "Im Ergebnis hat die forensische Untersuchung von KPMG keine Pflichtverletzungen und/oder strafbare Handlungen des ehemaligen Geschäftsführers Hans-Wolfgang Jurgan festgestellt", teilt die ARD beziehungsweise der zuständige HR nach der Sitzung der ARD-Intendanten mit. Die ARD-Filmtochter Degeto und ihr suspendierter Geschäftsführer haben daher eine einvernehmliche Trennung beschlossen.
Der 61-jährige Jurgan kommt also mit einem blauen Auge davon. Dabei hat der Fall für so viel Wirbel gesorgt. Die Degeto, die Produktionen von ARD-Filmen und -Serien in Auftrag gibt und Lizenzprogramme einkauft, hat unter Jurgans Führung für die Jahre 2010 bis 2012 mehr Film- und Serienmaterial bestellt, als der Etat es zuließ. Deswegen müssen die Neuproduktion und der Ankauf nun für die kommenden Jahre stark reduziert werden. Das hat dazu geführt, dass die Gesellschafterversammlung der Degeto Jurgan im November 2011 abberufen hat.
Zu den konkreten Vorwürfen heißt es unter Bezug auf den KPMG-Abschlussbericht: "Abgesehen von den bereits im ersten Prüfungsbericht festgestellten organisatorischen und kaufmännischen Mängeln gibt es keine Hinweise auf Begünstigungen einzelner Produzenten bei Lizenzeinkäufen und Produktionsaufträgen, auch keine Hinweise auf Absprachen zum Schaden der Degeto sowie private Begünstigungen von Herrn Jurgan. Die in der Öffentlichkeit erhobenen Vorwürfe und Unterstellungen gegen Herrn Jurgan konnten durch die KPMG-Prüfung nicht belegt werden."
Somit hat der Aufsichtsrat der Degeto Film GmbH den recht friedlichen Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und deren Empfehlungen abgenickt. Die Gesellschafterversammlung habe deshalb der einvernehmlichen Einigung mit Herrn Jurgan über die Beendigung des Dienstvertrages zum 31. Dezember 2011 und den Eintritt in den Ruhestand zugestimmt, heißt es wörtlich.
Um des Friedens Willen erinnert der HR lieber an die wichtigsten ARD-Produktionen, die Jurgan in seinen elf Jahren als Degeto-Chef angeschoben hat. Dazu zählen beispielsweise die Reihen "Donna Leon" und "Mord in bester Gesellschaft", diverse Mankell-Verfilmungen sowie Eventproduktionen wie "Luther", "Die Flucht", "Mogadischu", "Im Meer der Lügen" oder "Die Laconia".