Degeto: Prüfkommission stochert in Jurgans Scherbenhaufen
Der bisherige Degeto-Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan ist im Ruhestand. Was er an Ungereimtheiten bei der ARD-Tochter hinterlassen hat, will aktuell eine externe Prüfkommission in Erfahrung bringen.
Der Chef der ARD-Produktionsgesellschaft Degeto, Hans-Wolfgang Jurgan, befindet sich seit 1. Januar im Ruhestand. Das bestätigt die für die Degeto zuständige Sitzanstalt Hessischer Rundfunk (HR). Für Jurgan ist der Fall Degeto und die von ihm veranlasste Übervergabe von Produktionsaufträgen - er hat das gesamte Produktionsvolumen bis ins Jahr 2013 vergeben - aber noch längst nicht ausgestanden: Seit mehreren Wochen sind externe Prüfer der KPMG in Deutschland unterwegs und führen Interviews bezüglich Jurgans Geschäftsgebaren. Das berichtet der W&V-Schwestertitel "Kontakter" in seiner aktuellen Ausgabe.
Das Ziel des Stocherns: die lückenlose Aufklärung der Vorgänge. Man wolle Klarheit in die Abläufe bringen und ermitteln, ob nachweislich ein Fehlverhalten bestanden habe, heißt es beim HR. Mithilfe der Befragungen soll auch geklärt werden, ob sich Jurgan möglicherweise bereichert hat und der Sender Schadensersatz fordert. Der Zwischenbericht der Prüfer wird Ende Januar vorliegen.
Innerhalb der Degeto wird unterdessen an der Umstrukturierung des Unternehmens gearbeitet. Federführend dabei: Die noch amtierende Geschäftsführerin Bettina Reitz, ihr Kollege Kurt Bellmann und der nebenamtliche Geschäftsführer und ARD-Programmdirektor Volker Herres. Die Arbeitsgruppe steht unter der Leitung der neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Degeto, RBB-Intendantin Dagmar Reim.
Bislang war die kommerzielle Produktionstochter der ARD, die zugleich der größte deutsche Auftraggeber ist, unter Jurgan streng hierarchisch organisiert. Letztlich landeten offenbar alle Verträge bei Jurgan, der als Finanz- und Produktionschef in Personalunion fungierte, so ein Insider. Dies dürfte auch der Grund sein, warum der Name Jurgan die bislang einzige Personalie ist.
Wer die Degeto-Geschäftsführung übernimmt, wenn Reitz im Sommer Fernsehdirektorin des BR wird - darüber berät derzeit ebenfalls eine Arbeitsgruppe. Ein Ergebnis steht noch aus, so der HR. In letzter Zeit fällt vermehrt der Name der WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff.