
Die Jury hat entschieden:
Das Wort des Jahres ist "Corona-Pandemie"
Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat sich für den Begriff entschieden, da Corona nicht nur alle Bereiche des Leben weltweit beeinträchtigt, sondern auch für eine Vielzahl neuer Wortbildungen gesorgt hat.

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Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), Wiesbaden, hat zum nunmehr 44. Mal ihre Wörter des Jahres gewählt. Und das Resultat zeigt – erwartungsgemäß – wie sehr die Pandemie das Jahr 2020 geprägt hat. Die Jury hat sich als Spitzenreiter in der Top Ten für "Corona-Pandemie" entschieden, das beherrschende Thema nahezu des gesamten Jahres. Wirtschaft und Kultur und auch das private Leben wurden und werden durch Corona tiefgreifend beeinträchtigt, so die Argumentation der Jury. Der Begriff sei davon abgesehen nicht nur für eine der schwersten Krisen seit dem zweiten Weltkrieg verantwortlich, sondern sprachlich auch noch für eine Vielzahl neuer Wortbildungen: Coronavirus, -krise, -zahlen, -jahr, Corona-Demo, -Hotspot, -Warn-App, coronabedingt, -geplagt und viele mehr.
Auf Platz zwei folgt gleich ein Begriff, der mit Corona eng verwoben ist: "Lockdown" oder auch "Shutdown" verweist auf die politisch beschlossenen Maßnahmen zur Beschränkung sozialer Kontakte, die im März und seit Ende Oktober weite Teile des öffentlichen Lebens lahmlegten. Gaststätten, Hotels, Geschäfte, öffentliche Einrichtungen mussten schließen, Kinder konnten nicht zur Schule, Existenzen waren bedroht, was durch ein großes staatliches Hilfspaket aufgefangen werden soll.
Die Verschwörungserzählung ist keine Theorie
Dritter auf dem Treppchen der GfdS ist die "Verschwörungserzählung". Damit ist aber nicht nur die Propaganda von Coronaleugnern gemeint, sondern – im Jahr der Wahl des US-Präsidenten - auch die Behauptungen des scheidenden US-Präsidenten Trump, er sei Opfer eines großangelegten Wahlbetrugs geworden. Und auch dank der Verschwörungsideologien wie QAnon oder aufgrund rechtspopulistischer Überfremdungsphantasien hat sich die Jury für den Begriff entschieden. Das Wort Verschwörungserzählung wird übrigens neuerdings häufiger anstelle des älteren Begriffs "Verschwörungstheorie" genutzt. Der Grund: Ein unbeweisbares Konstrukt sei nicht gut als Theorie, laut Wörterbuch ein "System wissenschaftlich begründeter Aussagen" – zu bezeichnen.
Platz vier errang die internationale Bewegung "Black Lives Matter", kurz "BLM". Sie nahm bereits 2013 in den USA ihren Anfang und erhielt 2020 durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einer Festnahme und die daran anschließenden ausgedehnten Proteste gegen rassistische Polizeigewalt neuen Auftrieb. Auch in Deutschland wurde das Problem eines systemischen Rassismus diskutiert.
Der Snutenpulli hilft bei AHA
Das Akronym "AHA", ein Buchstaben-Kurzwort aus dem Zusammenhang der Corona-Regeln "Abstand, Hygiene, Alltagsmaske" schaffte es auf Platz fünf. Durch das Einhalten eines Sicherheitsabstandes von mindestens 1,5 Metern, regelmäßiges Händewaschen und das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, regional-umgangssprachlich unter anderem auch "Snutenpulli", "Goschentuch", "Schnüssjäckje", "Bützjekondom" oder "Maultäschle" genannt, soll die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden.
Auf die weiteren fünf Plätzen der Top Ten wählte die Jury die Begriffe "systemrelevant", "Triage", "Geisterspiele", "Gendersternchen" sowie die Abschiedsgrußformel "Bleiben Sie gesund!". Die Tatsache, dass auch bis auf das "Gendersternchen" alle Begriffe mit den Auswirkungen von Corona verquickt sind, unterstreicht noch einmal, wie sehr 2020 auch im sprachlichen Bereich ein Ausnahmejahr ist.