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Darum steigt Ungarn aus dem Eurovision Song Contest aus
Offiziell will Ungarn Talente im eigenen Land fördern. Der inoffizielle Grund für die Abkehr: Die Veranstaltung sei "zu schwul".
Ungarn wird im kommenden Jahr beim "Eurovision Song Contest" keine Punkte erhalten. Und auch keine verteilen – denn das Land hat jetzt seinen Ausstieg aus dem internationalen Sangeswettbewerb verkündet.
Die offizielle Begründung der staatlichen ungarischen Medienholding MTVA: Man wolle stattdessen die Talente "der ungarischen leichten Musik" direkt im eigenen Land fördern – das teilte zumindest ein Sprecher mit.
International wird jedoch gemutmaßt, der eigentliche Grund für den Ausstieg sei ein ganz anderer: Homophobie. Denn der regierungsnahe Journalist Andras Bencsik hatte kürzlich bei einer Talkshow des Privatsenders HirTV über den ESC geäußert, dieser sei eine "homosexuelle Flottenparade".
"Der Geschmack wurde verwüstet"
Ungarn dürfe "aus Gründen der mentalen Hygiene" daran nicht teilnehmen; "kreischende Transvestiten und bärtige Frauen" hätten beim ESC den Geschmack des Publikums verwüstet. Kurz: Die Veranstaltung, die sich bei der LGTB+-Community traditionell großer Beliebtheit erfreut, sei "zu schwul".
Derlei Spekulationen wurden von einem Regierungssprecher zwar bereits dementiert – würden aber durchaus zu dem strikten Kurs gegen die Rechte von Homosexuellen passen, den das Land seit einiger Zeit eingeschlagen hat. So hatte etwa der Sprecher des ungarischen Parlaments das Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare mit Pädophilie verglichen.
Was sich trotz des Ausstiegs von Ungarn beim ESC nicht ändern wird, ist der Findungsprozess eines Sangestalents: Die alljährliche Show "The Song" läuft weiterhin. Doch anstatt den Sieger wie bisher zum ESC zu schicken, wird er künftig in den heimischen Medien sowie bei Festivals auftreten.