Quartalszahlen mit Dämpfer:
DSGVO bremst Facebook
Um 24 Prozent brach die Aktie von Facebook nach Bekanntgabe der Quartalszahlen ein - und vernichtete 150 Milliarden Dollar an Marktwert. In Europa gingen Nutzer verloren.
Facebook ist doch verwundbar, der "Walled Garden" verliert ein kleines Stück Zaun - wie die EU-Datenschutzgrundverordnung und der Skandal um Cambridge Analytica demonstrieren. Denn in Europa ist die Zahl der täglich und monatlich aktiven Nutzer nach Greifen der DSGVO Ende Mai zurückgegangen.
Dennoch ist Facebook eine Geldmaschine: Der Quartalsumsatz stieg dank des boomenden Geschäfts mit Online-Werbung im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 13,23 Milliarden Dollar (11,31 Milliarden Euro). Der Gewinn wuchs um 31 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar.
Facebook betonte, dass die europäische Datenschutzgrundverordnung zumindest bisher den Umsatz nicht beeinträchtigt habe. Zugleich fiel die Zahl mindestens einmal im Monat aktiver Nutzer in Europa aber von 377 auf 376 Millionen. Bei den täglich zurückkehrenden Mitgliedern gab es sogar einen Rückgang von 282 auf 279 Millionen.
Facebook-Manager gaben keine Prognose dazu ab, wie sich diese Zahlen entwickeln werden. Firmenchef Mark Zuckerberg sagte zugleich, es sei ermutigend, dass die große Mehrheit der Nutzer in Europa der weiteren Datenauswertung für personalisierte Werbung zugestimmt habe.
Weltweit ist das meiste im Lot
Insgesamt legte die Zahl monatlich aktiver Facebook-Nutzer weltweit von knapp 2,2 auf 2,234 Milliarden zu. Das Wachstum verlangsamte sich damit. In dieser Situation führte der Konzern eine neue Rechenart ein. Auf mindestens eine App aus dem Facebook-Konzern - dazu gehören unter anderem auch die Fotoplattform Instagram und der Chatdienst WhatsApp - griffen im Juni rund 2,5 Milliarden Nutzer zu, hieß es.
Inwieweit der beispiellose Sturm der Kritik nach dem Datenskandal um Cambridge Analytica ebenfalls das Wachstum gebremst haben könnte, blieb unklar. Im wirtschaftlich wichtigsten Heimatmarkt gibt es schon seit mehreren Quartalen keinen Zuwachs der Mitgliederzahlen. Dabei machte Facebook in Nordamerika im vergangenen Quartal mehr als 25 Dollar Umsatz pro Nutzer. In Europa waren es nur 8,6 Dollar.
Facebook selbst hatte zuvor gewarnt, dass die Zahl der monatlich und täglich aktiven Nutzer in Europa im zweiten Quartal voraussichtlich stagnieren oder leicht zurückgehen werde. Auslöser sei die DSGVO der EU, die seit dem 25. Mai befolgt werden muss.
Es war auch das erste komplette Quartal seit dem Ausbruch des Datenskandals um Cambridge Analytica Mitte März. Das Online-Netzwerk war unter massive Kritik geraten, weil einst Daten von Millionen Nutzern an die Datenanalyse-Firma abgeflossen waren. Zugleich hatte Facebook bisher erklärt, dass die Kontroverse die Nutzung nicht beeinträchtigt habe.
Wie Zuckerberg die Zahlen einordnet
"Insgesamt ist es ein entscheidendes Jahr für Facebook", sagte Zuckerberg. Das Online-Netzwerk kommt nicht aus Stürmen der Kritik heraus. Erst ging es um die Rolle von Facebook im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016, in dem soziale Medien für mutmaßlich von Russland aus geführte Propaganda-Kampagnen und die Verbreitung gefälschter Nachrichten benutzt wurden.
Facebook reagierte damals unter anderem damit, dass der Newsfeed der Nutzer stärker auf Beiträge von Freunden und Familie ausgerichtet wurde. Mögliche negative Auswirkungen auf das Geschäft nehme Facebook mit Blick auf eine positivere Zukunft in Kauf, hieß es damals.
Bei den Anlegern kamen die aktuellen Nutzerzahlen übrigens schlecht an, weil die Reichweite entscheidend für Facebooks Werbegeschäft ist. Nachdem das Netzwerk im vergangenen Quartal die Analysten-Erwartungen auch beim Umsatz verpasste und die Führungsriege nur eine sehr vorsichtige Prognose abgab, stürzte die Aktie im nachbörslichen Handel zeitweise um über 23 Prozent ab.
Der Börsenwert schmolz dadurch um fast 150 Milliarden Dollar (128 Milliarden Euro).
W&V Online/dpa