Datenanalysten insolvent:
Nach Facebook-Datenkrise: Cambridge Analytica macht dicht
Die umstrittene britische Datenfirma Cambridge Analytica stellt ihre Dienste ein. Das Unternehmen stand im Zentrum des Skandals um Datenmissbrauch bei Facebook.
Die Experten von Cambridge Analytica galten einst als Datenzauberer hinter dem Wahlsieg Donald Trumps. Doch dann löste die Firma den aktuellen Facebook-Datenskandal aus - und der brach ihr das Genick, sie stellt den Betrieb ein. Cambridge Analytica und die britische Dachgesellschaft SCL Group hätten Insolvenz beantragt, teilten die Unternehmen mit.
Die Medienberichte über die Firma hätten praktisch alle Kunden vertrieben, hieß es zur Begründung. Die finanzielle Lage sei "prekär". Das Wall Street Journal berichtete über steigende Anwaltskosten.
Das Top-Personal hat indes bereits neue Jobs: Der Sender NBC berichtete, Cambridge-Analytica-Investorin Rebekah Mercer und diverse Manager des Unternehmens seien bereits kurz vor Ausbruch des Skandals bei einer neuen Datenanalyse-Firma mit dem Namen Emerdata an Bord gegangen. Darunter sei der Technologie-Chef von Cambridge Analytica, Alexander Tayler. Die Firma sei in New York an derselben Adresse wie die dortige Filiale von Cambridge Analytica angemeldet worden.
Was vorgefallen war
Hintergrund: Cambridge Analytica hatte von einem Cambridge-Professor Daten von Millionen Facebook-Nutzern erhalten, die er über eine Umfragen-App gesammelt hatte. Dabei hatten nur einige hunderttausend Nutzer an der Umfrage teilgenommen. Die restlichen Informationen stammten von Facebook-Freunden der Umfrageteilnehmer, zu deren persönlichen Daten die App nach damaliger Funktionsweise des Online-Netzwerks auch Zugang hatte.
Facebook machte diese Schlupflöcher bereits 2014 dicht und bezeichnete die Weitergabe der Daten durch den Professor als "Vertrauensbruch". Dennoch stürzte der Fall auch Facebook in eine Krise und brachte das weltgrößte Online-Netzwerk unter anderem dazu, den Zugang von Software-Entwicklern zu Nutzerinformationen einzuschränken. Nach Einschätzung von Facebook könnten Daten von bis zu 87 Millionen Mitgliedern weltweit betroffen sein. Cambridge Analytica erklärte, Informationen zu 30 Millionen Nutzern erhalten zu haben.
Am Mittwoch bekräftigte Cambridge Analytica, das Unternehmen habe im Rahmen der Gesetze gehandelt, die Vorwürfe seien falsch. Das habe auch eine unabhängige Untersuchung bestätigt. Facebook betonte, das Online-Netzwerk wolle auch nach dem Insolvenzantrag unvermindert herausfinden, was genau passiert sei und arbeite dafür mit den Behörden zusammen.
Die Firma hatte im Wahlkampf um das US-Präsidentenamt für das Team von Donald Trump gearbeitet, behauptet aber, dabei seien keine Daten von Facebook verwendet worden. Manager von Cambridge Analytica ließen zugleich immer wieder durchblicken, ihre Hilfe bei der gezielten Wähleransprache im Internet habe zu Trumps Wahlsieg beigetragen.
W&V Online/dpa