ARD/ZDF:
Dürftig, mangelhaft: Kritik am Konzept für Jugendkanal
"Am Beispiel des Jugendkanals zeigt sich die konzeptionelle Schwäche des öffentlich-rechtlichen Spitzenmanagements", urteilt "Newsroom.de" unter Berufung auf Medienpolitiker, die am Donnerstag auch über den ARD/ZDF-Jugendkanal entscheiden.
Wer in das Konzeptpapier zum multimedialen ARD/ZDF-Jugendkanal blickt, ist offenbar geschockt. Zumindest soll das den Ländern und ihren Ministerpräsidenten so ergangen sein, die am Donnerstag neben der Frage der möglichen Rundfunkbeitrags-Senkung auch über das Senderkonzept für 14- bis 29-Jährige entscheiden sollen. Das meldet die Journalistenplattform "Newsroom.de", der das 25-Seiten-Konzeptpapier für den gemeinsamen Kanal von ARD und ZDF vorliegt.
"Dürftig und konzeptionsschwach" sei das Papier, heißt es weiter. Die Intendanten – unterzeichnet haben den Brief an Malu Dreyer, Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder und Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor und ZDF-Intendant Thomas Bellut - hätten sich "wenig Mühe mit der qualitativen Ausarbeitung" eines Jugendkanal-Konzeptes gegeben. Selbst die Nachbesserungen seien von allen Beteiligten als "mangelhaft" bewertet worden, heißt es. "Ob ARD und ZDF überhaupt in der Lage sind, einen modernen und zeitgemäßen Entwurf abzuliefern, wird inzwischen selbst von wohlmeinenden Ministerpräsidenten in Zweifel gezogen. Am Beispiel des Jugendkanals zeigt sich die konzeptionelle Schwäche des öffentlich-rechtlichen Spitzenmanagements, wenn es um Innovationen und Zukunftsfähigkeit geht", schreibt Bülend Ürük, Chefredakteur von "Newsroom.de". Dabei hätte die ARD das Erfahrungswissen vom Radiosender Eins Live (WDR) und dessen Programmchef Jochen Rausch nutzen können, bedauert Ürük im Sinne der Medienpoltiker. Ein Scheitern ist demnach in Sicht.
Schon alleine bei der Definition der Zielgruppe zeige sich der "Dilettantismus der Konzeptschreiber des SWR". Die ARD-Anstalt ist federführend beim geplanten öffentlich-rechtlichen Jugendsender. Als Beispiel lässt "Newsroom.de" den Zielgruppenforscher Thomas Wind das Konzept von ARD und ZDF durchackern. Sein Ergebnis sei ernüchternd: "Erneut begehen ARD und ZDF den Fehler, aus den 14- bis 29-Jährigen eine homogene Zielgruppe zu konstruieren, als gemeinsamer Nenner wird das Etikett ‚Digital Natives‘ genutzt und zudem konstatiert, dass den 14- bis 29-Jährigen die ‚Suche nach Orientierung und ihrem Platz in der Gesellschaft‘ gemeinsam sei", heißt es. Dass Twens anders ticken als Teens und andere Formate mögen – davon steht kein Wort im Konzept, das nach den ersten Meldungen weitere Kritik erntet. Darunter von Bewegtbild-Guru und "Videopunk", Markus Hündgen.
Das Konzeptpapier zum Jugendkanal von ARD und ZDF ist sehr gruselig.
— Markus Huendgen (@videopunk) 12. März 2014
Anfang der Woche ist durchgesickert, dass vor allem die konservativen Länder wie Bayern dem Projekt kritisch gegenüber stehen. Allerdings kann ein Go nur einstimmig verabschiedet werden. Die Chancen für das crossmediale Jugendvorhaben von ARD und ZDF stehen ergo schlecht. Zuletzt haben sich unetr anderem die Produzenten für das junge Programmangebot ausgesprochen, um neue Spielflächen für deutsche Inhalte zu erhalten.