Shitstorm:
Burger King: Spätes Lebenszeichen im Social Web
Amazon und Zalando haben ihre Shitstorms erfolgreich aussitzen können. Aber nach der Ekelreportage von RTL wird Burger King viel mehr tun müssen.
Ein Facebook-Nutzer schreibt, was viele denken: "Wie wäre es mal mit einer Stellungsnahme zu den ganzen Vorfällen bei Burger King oder sind euch eure Gäste so egal? Ich finde es erschreckend, was da vorgefunden wurde, und dass sich Burger King dazu nicht äußert, finde ich noch viel erschreckender." In den sozialen Netzwerken suchte man lange vergeblich nach einem Lebenszeichen der Fastfood-Kette, die seit Montagabend nach der RTL-Reportage mit Enthüllungsjournalist Günter Wallraff von einem vorhersehbaren und gewaltigen Shitstorm überrollt wird.
Auf der Facebook-Seite toben sich erboste Menschen aus, posten Listen mit den Filialen der umstrittenen Franchise-Holding von Ergün Yildiz oder lassen auch rassistischen Meinungen freien Lauf. Am Nachmittag äußerte sich Burger King Deutschland schließlich zu den von RTL aufgedeckten Hygienemängeln und Arbeitsrechtsverstößen in den Restaurants der Yi-Ko-Holding, in einer dürren Pressemitteilung und auf Facebook.
Die Yi-Ko-Holding ist der größte Franchisenehmer von Burger King in Deutschland. Das Unternehmen betreibt 90 der deutschlandweit 700 Filialen und fiel schon kurz nach der Übernahme durch rüde Management-Methoden auf. Bei Burger King ist man jetzt um eine deutliche Abgrenzung bemüht: "Bei der Burger King GmbH handelt es sich um eine selbständige sowie von Burger King rechtlich und wirtschaftlich unabhängige Franchisenehmerin", heißt es in der Pressemitteilung der Burger King-Zentrale. Was im Beitrag zu sehen sei, stelle eine "Verletzung unserer Unternehmenswerte dar und widersprechen jeglichen Verpflichtungen, denen wir uns im Bezug auf Lebensmittelsicherheit und Produktqualität in unseren Restaurants verschrieben haben." Das Unternehmen habe "keinerlei Toleranz oder Akzeptanz" für Handlungen, die das Vertrauen der Kunden untergraben. Die Fast-Food-Kette verspricht: "Die Vorwürfe aus diesem Beitrag sind sehr beunruhigend, weswegen diese Angelegenheit für uns von höchster Bedeutung ist und wir diese mit absoluter Dringlichkeit bearbeiten."
Das sollte Burger King auch tun, denn die Kunden machen keinen Unterschied zwischen der Marke und dem Franchise-Nehmer. Schließlich ist das auch in der Werbung von Burger King kein Thema. Da verspricht das Unternehmen gleichbleibende Qualität in allen Filialen.
Kann Burger King das Thema "aussitzen", wie ein Nutzer vermutet? Die Taktik hat bei Amazon schon mal ganz gut funktioniert, der Online-Händler war ebenfalls wegen mieser Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten. Auch Zalando sah sich nach einem RTL-Bericht einem Shitstorm ausgesetzt - und wird wohl ohne große Dellen davonkommen. Allerdings geht es bei Burger King auch um eklatante Hygienemängel - und Ekelbilder aus der Burgerküche dürften nicht so schnell aus den Köpfen verschwinden wie gestresste Mitarbeiter. Die eigene Gesundheit ist einem eben doch näher. Außerdem haben Zalando und Amazon keine Laufkundschaft in Filialen - Burger King schon.
Und reicht ein "Aktionsplan", an dem die Fastfood-Kette jetzt zusammen mit ihrem Franchise-Nehmer Yildiz arbeitet? Dieser sieht, so Burger King, ein intensives Training aller Mitarbeiter sowie des Managements vor, um "solche Handlungen zukünftig zu unterbinden" und sicherzustellen, dass alle relevanten Vorgaben und Prozesse eingehalten werden. Intensive Schulungen erwartet man eigentlich ohnehin von einem Unternehmen, das auf ein Franchise-System setzt. Bloßes Nachsitzen nach diesen Vorwürfen - das wird die Kunden kaum überzeugen.
McDonald's dürfte der Shitstorm über Burger King übrigens gerade zum jetzigen Zeitpunkt sehr gelegen kommen. Der Wettbewerber hat nämlich nach einem Bericht des "Spiegel" vor zwei Tagen selber für viel Kritik und einen "Aufstand im Netz" gesorgt - die Fast-Food-Kette erlaubt seinen Hähnchenmästern seit April aus Kostengründen gentechnisch verändertes Futtermittel. Hygienemängel bei Burger King und Gen-Nuggets bei McDonald's. Vielleicht klappt es doch mit dem Aussitzen - wenn Burger-Liebhaber schlicht keine wirkliche Wahl mehr haben.