Datenmissbrauch von Cambridge Analytica:
Bundeskartellamt verschärft Diskussion um Facebook-Skandal
Facebook steht zurzeit wegen illegal verwendeter Nutzerdaten massiv in der Kritik. Stichwort: Cambridge Analytica. Aktuelle Entwicklungen im Kartellrecht könnten die Diskussion in Deutschland verschärfen.
Die neuesten Vorwürfe gegen Facebook kommen von der "New York Times" und dem britischen "Observer". Die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica soll die Facebook-Profile von mehr als 50 Millionen Nutzern ohne deren Zustimmung angezapft haben. Mit Hilfe dieser Daten soll der Wahlkampf von Donald Trump unterstützt worden sein.
Facebook teilte daraufhin mit, die Berichte, es habe ein Datenleck gegeben, seien "komplett falsch". Die "FAZ" zitiert Facebook mit den Worten, es seien "keine Systeme infiltriert, und keine Passwörter oder sensiblen Informationen gestohlen oder gehackt" worden. "Jeder, der in die Datenweitergabe involviert war, hat sein Einverständnis gegeben", so Facebook.
Debatte über Datenhergabe
An diesem Punkt setzt das Bundeskartellamt derzeit an. Im laufenden Verfahren gegen Facebook geht es um den Vorwurf eines Ausbeutungsmissbrauchs. Ausbeutung deshalb, weil der Nutzer vorbehaltlos zustimmen muss, dass seine Daten erhoben werden, dass sie verwendet werden, dass sie weitergegeben werden und dass sie für Werbung genutzt werden.
"Wir müssen über die Freiwilligkeit der Datenhergabe sprechen, weil Facebook unserer Auffassung nach ein marktbeherrschendes Unternehmen ist", sagt der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt im Interview mit W&V.
Was heißt freiwillig?
Auf die Frage, ob die Verbraucher überhaupt vor Facebook geschützt werden wollen, sagt Mundt: "Ich glaube, dass vielen Nutzern nicht bewusst ist, wo Facebook überall Daten sammelt und welche. Facebook sammelt zum Beispiel auch dann personenbezogene Daten, wenn sich der Nutzer auf einer Seite befindet, auf der ein Like-Button zu sehen ist, auch wenn ihn der Nutzer nicht klickt. Viele wissen nicht, dass Facebook auch die Daten, die außerhalb von Facebook gesammelt werden, dem bestehenden Facebook-Konto hinzufügt. Mit den Analyseprodukten, die Facebook anbietet, sammelt Facebook auch personenbezogene Daten von Internet-Nutzern, die kein Facebook-Konto haben."
Noch keine Antwort von Facebook
Den Missbrauchsvorwurf hat das Bundeskartellamt Facebook Ende Dezember 2017 zugestellt. Eine Antwort von Facebook steht noch aus.
Der Fall Facebook wirft weitere Fragen auf: Welchen Wert haben personenbezogene Daten? Wem gehören sie? Welche Folgen wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz auf Preise und den Wettbewerb haben? Lesen Sie dazu das ausführliche Interview mit dem Präsidenten des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, in der aktuellen W&V.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von LEAD-Kolumnist Johannes Ceh über die Fragen, die sich jeder zwischen Fake News und Big Data spätestens jetzt stellen sollte: "Von Nebel, Naivität und Verantwortung: Der aktuelle Skandal um Facebook und Cambridge Analytica geht uns alle an".