
Milliarden-Investitionen:
Bertelsmann macht Bildung zum Kerngeschäft
Nach einem fetten 2013 kündigt Bertelsmann-CEO Rabe an: "Langfristig soll Bildung für Bertelsmann zur dritten Säule neben Medieninhalten und Dienstleistungen werden."
Der Medienkonzern Bertelsmann will in den nächsten Jahren Milliarden von Euro in den Ausbau der Geschäfte investieren und so den Umsatz weiter ankurbeln. Vor allem das Bildungsgeschäft werde in den nächsten Monaten beträchtlich ausgebaut, teilt der Konzern (RTL Group, Arvato, Penguin Random House) mit. Zudem wird die Musikrechtetochter BMG auf den chinesischen Markt gehen.
Konzernlenker Thomas Rabe äußert sich in der Mitteilung zufrieden mit dem Fortgang der strategischen Ziele; bereits 2013 seien zwei Milliarden Euro investiert worden. Der Erfolg gibt ihm recht: Der Umsatz der Bertelsmann SE & Co. KGaA ist im vorigen Jahr um 1,8 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro gestiegen, der Gewinn um 42 Prozent auf 870 Millionen Euro - der höchste Konzerngewinn seit 2006, der "deutlich über den jüngsten Erwartungen" liegt, wie es vom Konzern heißt. Bertelsmann erzielt demnach 2013 ein Operating Ebit von 1,75 Milliarden Euro nach 1,73 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Umsatzrendite erreichte mit 10,7 Prozent erneut einen zweistelligen Wert (Vorjahr: 10,8 Prozent). "Das Ergebnis spiegelt insbesondere einen starken Geschäftsverlauf bei der Mediengruppe RTL Deutschland, gut laufende IT- und SCM-Services bei Arvato sowie die im Berichtszeitraum umgesetzten strategischen Portfoliomaßnahmen wider", heißt es. Über die Verlagsbeteiligung Gruner + Jahr, wo möglicherweise ein neuer Stellenabbau im Rahmen des Bertelsmann-Rationalisierungsprogramms droht, äußert sich Rabe lobend - zumal das Haus 2013 den Umbau hin zu E-Magazinen und einer digitalen Ausrichtunghinbekommen habe. Rabe geht davon aus, dass G + J sich in den nächsten zwei Jahren stabilisieren werde. Das Ergebnis sei 2013 positiv gewesen und werde es auch 2014 sein.
Vor allem auf das florierende weltweite Bildungsgeschäft hat es Rabe nun abgesehen. Ein dreistelliger Millionen-Dollar-Betrag fließe in "University Ventures Fonds II", eines von erfahrenen Unternehmern und Investoren aus dem Bildungsbereich gemanagten Fonds. Bertelsmann seibereits Ankerinvestor des Ende 2011 mit Kapitalzusagen von 105 Millionen US-Dollar gestarteten Vorläuferfonds "University Ventures Fonds I" (UVF I), der in innovative Bildungsanbieter in den USA und Europa investiert und darüber hinaus eigene Firmen gegründet hat – eine Art Start-up-Investor im großen Stil, der Unternehmen wie Synergis Education und den US-Bildungsanbieter UniversityNow unterstützt. "Auf diesem Wege wurden inzwischen ein attraktives Beteiligungsportfolio und wertvolle Expertise aufgebaut", lautet die Zwischenbilanz.
Der neue Fonds UVF II soll nun größer ausfallen und thematisch breiter aufgestellt sein - etwa im Wachstumsbereich medizinische Bildung. Bertelsmann werde erneut die Hälfte des erwarteten Fondskapitals stellen, heißt es. Rabe kommentiert: "Das Bildungsgeschäft zählt zu unseren strategischen Wachstumsplattformen, ebenso wie Musikrechte, Finanzdienstleistungen oder Business Information. Gerade im schnell wachsenden Markt für innovative und zunehmend digitale Angebote der Hochschulbildung sehen wir hervorragende Chancen für private Anbieter." Der Schwerpunkt werde dabei auf "preiswerten Online-Studiengängen, Bildungsservices und medizinischer Bildung liegen". Und: "Langfristig soll Bildung für Bertelsmann zur dritten Säule neben Medieninhalten und Dienstleistungen werden." In drei bis fünf Jahren soll der Bereich einen Umsatz von einer Milliarde Euro beisteuern. Rabes Umsatzziele sind überhaupt ehrgeizig: Vor einigen Monaten hatte er angekündigt, ihn bis 2016 oder 2017 auf 20 Milliarden Euro steigern zu wollen. Für 2014 rechnet Rabe erst einmal mit einer deutlichen Umsatzsteigerung. Der werde deutlich über 17 Milliarden Euro liegen. Auch das Konzernergebnis, das 2013 stark vom deutschen Fernsehgeschäft getrieben wurde, werde wachsen.
Übrigens: Vom Fesselsex-Bestseller "Fifty Shades" profitiert der weltgrößte Buchverlag Penguin Random House noch immer, wenn auch deutlich geringer als 2012. Die Veröffentlichung des Films am Valentinstag 2015 werde die Buchverkäufe voraussichtlich erneut antreiben. Große Teile der Bevölkerung seien schließlich noch nicht mit dem Buch versorgt, heißt es aus dem Konzern.