Trotz Rekordjahr 2014:
Bei Bertelsmann sackt Gruner + Jahr weiter ab
Bertelsmann machte Gruner + Jahr im Jahr 2014 nicht glücklich - die Umsätze gingen weiter zurück. Dennoch kann CEO Thomas Rabe ein gutes Jahr verkünden.
Bei der Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr bleibt der Umsatz rückläufig. Der Zeitschriftenverlag ("Stern", "Brigitte", "Geo") hat nach Angaben von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe beim Umsatz 2014 ein Minus von rund 13 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro verbucht. Verantwortlich dafür sei das sinkende Anzeigen- und Vertriebsgeschäft, teilt Bertelsmann am Dienstag mit. Negativ habe sich auch der Verkauf der US-Druckerei Brown Printing ausgewirkt. Bertelsmann hat 2014 die restlichen Anteile (25,1 Prozent) an dem Hamburger Verlag G+J übernommen.
Zudem erfordert gemäß der Bertelsmann-Zahlen der digitale Umbau des Geschäfts beim Hamburger Verlag weiterhin hohe Investitionen. Gruner + Jahr hatte Ende des vergangenen Jahres 8168 Mitarbeiter, im Vorjahr waren es noch 10.556. Rabe bekennt sich allerdings bei der Vorstellung der Bilanz-Zahlen von Bertelsmann ausdrücklich zu journalistischen Produkten bei der 100-Prozent-Tochter G+J.
Apropos Umbau: Dass der gesamte Medienkonzern Bertelsmann weiterhin komplett umgerempelt wird, hat im vergangenen Jahr für einen Gewinnrückgang gesorgt. So ist der Gewinn um rund 35 Prozent auf 573 Millionen Euro gesunken, wie Vorstandschef Rabe einräumt. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent auf 16,7 Milliarden Euro gestiegen. Rabe zeigt sich mit dem Geschäftsjahr zufrieden und verweist auf das beste operative Ergebnis seit sieben Jahren und Investitionen von 1,6 Milliarden Euro in neue Geschäftsfelder. Allerdings weicht das Ergebnis nun doch von den ehrgeizigen Plänen ab, zumal sich Rabe 2013 ein "Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent pro Jahr vorgenommen" hatte. 2014 sollte ein Umsatz von etwa 18 Milliarden Euro erreicht werden, dann seien "die 20 Milliarden auch nicht mehr weit", so der Chef im vorvergangenen Jahr.
Für den hohen Gewinnrückgang macht Rabe übrigens Sondereinflüsse wie Wertberichtigungen im Druck- und Buchclubgeschäft verantwortlich. Auch Abschreibungen im Ungarn-Geschäft der wichtigen TV-Tochter RTL drücken den Gewinn, der 2013 noch bei 885 Millionen Euro gelegen hatte. Investieren will Bertelsmann nun vor allem in die Säule Bildung und verkündet am Bilanztag einen weiteren Ausbau in den USA. Die strategischen Schwerpunkte im Bildungsbereich seien nun komplett, so der Konzern. Sie heißen: E-Learning, Hochschulen und Dienstleistungen.
Update: Inzwischen hat auch Gruner + Jahr die hauseigene Bilanz vorgelegt. Das Gesamtunternehmen hat demnach im Jahr 2014 einen Umsatz von 1,747 Milliarden Euro gemacht. 2013 waren es noch 2,014 Milliarden. Verkäufe, Rückzüge aus Märkten Rückgänge bei den Anzeigen- und leichte Rückgänge bei den Vertriebserlösen werden als Gründe genannt. Ein rigider Sparkurs unter Konzernlenkerin Julia Jäkel sorgte dafür, dass die Rendite mit 9,5 Prozent dennoch fast wieder auf Vorjahresniveau (2013: 9,6 Prozent) liegt. Starkes Wachstum verzeichnete der Verlag nach eigenen Angaben im Digitalgeschäft. „Der Zuwachs in den Kernmärkten Deutschland und Frankreich betrug 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Digitalanteil am Geschäft in diesen Märkten lag damit bei 17 Prozent“, so das Unternehmen. „Ohne Berücksichtigung des US-Druckgeschäfts verzeichnete Gruner + Jahr im Geschäftsjahr 2014 ein stabiles operating Ebitda“, heißt es.
Jäkel will nun das Digitalgeschäft ausbauen. Ihr Devise: „Wir nutzen die Chancen auf dem Printmarkt, die sich ergeben, und entwickeln neue Magazine. Wir trennen uns von Geschäften, die nicht mehr zu uns passen oder nicht ausreichend Rendite versprechen. Und wir arbeiten deutlich effizienter.“
ps/dpa