"Fehlende Entwicklungsperspektive":
Aus für "People": Bauer stellt Celebrity-Magazin ein
Paukenschlag im Hause Bauer: Das aufwändige Printprojekt "People" wird nach nur einem guten Jahr beendet, mit der nächsten Ausgabe ist Schluss. Die Hintergründe.
Kurzfristig wurde am heutigen Freitag um 14 Uhr die "People"-Mannschaft in der Hamburger Burchardtstraße zusammengetrommelt. Konzerngeschäftsführer Jörg Hausendorf hatte die unangenehme Aufgabe, das Aus für das wöchentliche Celebrity-Magazin zu verkünden. Es fiel dem Manager sichtlich nicht leicht. Am Montag geht die letzte deutsche Ausgabe der "People" in Druck.
Es war ein ambitioniertes Projekt, doch jetzt zieht Bauer die Reißleine: Das Magazin, gestartet am 12. März 2015, erscheint also am kommenden Donnerstag zum letzten Mal. Grund für die Einstellung sei die fehlende Entwicklungsperspektive, so Hausendorf, der gegenüber W&V Online offen zugibt: "Wir wollten mit 'People Deutschland' im hochpreisigen Peoplesegment Impulse setzen und Marktwachstum schaffen. Das hat leider nicht funktioniert." Stattdessen habe sich gezeigt, dass einzelne Titel "ausschließlich durch Verdrängung in einem rückläufigen Markt zulegen".
Das Aus kommt auch für viele Branchenkenner überraschend. Eigentlich habe man sich mit dem Heft, das Hollywood zur hiesigen Zielgruppe bringen sollte, durchaus im "Erwartungskorridor" befunden: 119.018 Exemplare wurden im ersten Quartal 2016 laut IVW verkauft, etwa die Hälfte davon im Einzelverkauf.
Das aber wäre wohl auch die endgültige Reiseflughöhe gewesen, eine Chance zur weiteren Steigerung war nicht mehr erkennbar. Die Folge: "People" konnte "unserem eigenen hohen Anspruch an die Wirtschaftlichkeit unserer starken Marken" nicht mehr gerecht werden, so Jörg Hausendorf.
Eine große Hürde, die der Lizenztitel – das Mutterblatt erscheint in den USA bei Time Inc. – nicht nehmen konnte, ist das rückläufige Interesse der Deutschen an Hollywoodstars, die ihre Fans ohnehin via Facebook- und Twitter-Accounts mit aktuellen News bedienen. Doch Chefredakteur Tom Junkersdorf kämpfte tapfer.
Persönlich war Junkersdorf mit den meisten internationalen Stars in Kontakt, so manche US-Story hatte er ausgegraben und dann auch den Kollegen der amerikanischen Ausgabe übergeben können. Doch hierzulande zogen US-Themen nicht so wie erhofft. Selbst die Ausgabe mit dem "Sexiest Man Alive", David Beckham, verkaufte sich relativ mau.
Die "People"-Mannschaft versuchte unter der Regie von ihrem leidenschaftlichen Blattmacher Junkersdorf noch, die Berichterstattung stattdessen stärker auf deutsche Stars und Royals zu konzentrieren. Damit entfernte sich das Blatt allerdings zunehmend vom ursprünglichen Hollywood-Konzept und rückte zugleich näher an andere Titel des Hauses heran.
Vom Aus sind in der Redaktion rund 30 Mitarbeiter betroffen, darunter rund ein Dutzend Festangestellte – mit ihnen sollen nun Gespräche geführt werden. Tom Junkersdorf, der seit 2005 durchgehend in verschiedenen Führungspositionen bei Bauer war, auch schon für "Bravo" arbeitete und "Closer" erfolgreich launchte, legt aber wohl erst einmal eine Pause ein. Für ihn stehen aber bei Bauer weiterhin alle Türen offen.
Und wie geht es bei Bauer nun weiter? Depression? Resignation? Von wegen. Im Management herrscht durchaus weiterhin Aufbruchstimmung, trotz des negativen Ausgangs des "People"-Experiments. Das war sicher nicht der letzte Magazin-Launch der Bauer Media Group, so Hausendorf.
Scheitern scheint bei Bauer erlaubt zu sein, schließlich ist dem Medienkonzern zuletzt auch einiges gelungen, wie die Titel "Happinez", "My Way" oder die "Meins"-Frequenzverdoppelung belegen. Weitere Konzepte seien bereits in Arbeit – auch danke einer neuen Projektgruppe, die weitere Innovationen für die Zukunft aufsetzen soll.