Debatte um Jugendkanal:
ARD will Junge vor Trash und Katzenfilmchen retten
Die Länder senken oder heben am Donnerstag den Daumen über dem geplanten Jugendkanal von ARD und ZDF. SWR-Chef Peter Boudgoust wirft nun weitere Argumente pro Sender in den Ring.
Unmittelbar vor der Entscheidung über den geplanten Jugendkanal von ARD und ZDF hat SWR-Intendant Peter Boudgoust an die Ministerpräsidenten appelliert. Wörtlich sagte der Manager der Nachrichtenagentur "dpa": "Sollen junge Menschen nur die Wahl haben zwischen Brutalo-Videos und Katzenfilmchen auf YouTube und Billig-Trash bei privaten Fernsehsendern? Soll so die mediale Sozialisation zukünftiger Generationen aussehen? Sicher nicht, das kann die Politik nicht wollen." Hintergrund: An diesem Donnerstag wollen die Regierungschefs der Länder in Potsdam über das Jugendangebot für 14- bis 29-Jährige im TV, Radio und Internet beraten. Sie hatten ihre Entscheidung im März vertagt, weil es aus den unionsgeführten Ländern Bayern, Hessen und Sachsen noch Widerstände gab. Zuletzt hatte Sachsen seine Bedenken erneuert. Der sächsische Medienminister Johannes Beermann (CDU) hat inhaltliche wie finanzielle Konzepte gefordert.
Boudgoust widerspricht nun dem Minister. "Die Finanzierung für das Jugendangebot steht, bis auf den letzten Cent wird alles aus dem Bestand gestemmt." Die ARD will 30 Millionen Euro übernehmen, das ZDF 15 Millionen Euro. Auch das fertige Konzept liege längst auf dem Tisch; der SWR hat kürzlich erst eine digitale Broschüre über Inhalte und Finanzierung aufeglegt und darin den Start des Senders Anfang 2016 in Aussicht gestellt.
Die Öffentlich-Rechtlichen wollten mit dem Jugendangebot etwas Neues schaffen, das es so noch nicht gebe, so Boudgoust. "Ein umfassendes Angebot speziell für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren, abrufbar auf Smartphone, Tablet und PC und im klassischen Fernsehen, eng verzahnt mit den jungen Radiowellen", betont der SWR-Chef, der das Projekt für die ARD federführend betreut. Es reiche einfach nicht mehr aus, das Hauptprogramm hie und da mit jugendlichen Einsprengsel zu spicken, erklärt Boudgoust. Es sei eine Illusion zu glauben, junge Menschen suchten nach geeigneten Sendungen. "Hier gilt allein das Motto: Wenn das Programm mich nicht findet, kann es nicht interessant für mich sein."
Vor der Entscheidung der Ministerpräsidenten zeigt sich das in Rundfunkdingen federführende Land Rheinland-Pfalz vorsichtig zuversichtlich. "Wir sind verhalten optimistisch, dass ein Angebot für junge Menschen kommt", sagt Staatskanzleichefin Jacqueline Kraege (SPD) der dpa. Widerstand kommt indes vom ZDF, wo der Personalrat angesichts der geplanten Einsparungen bei Mitarbeitern ein neues Vorhaben nicht unterstützt.
ps/dpa