ARD: Wie sich Thomas Gottschalk sichtlich um "Gottschalk Live" bemüht
Die Umbau-Phase beim ARD-Vorabend-Talk "Gottschalk Live" hat am Montagabend begonnen. W&V-Online-Redakteurin Petra Schwegler hat - ebenso wie neuerdings das Publikum - Thomas Gottschalk auf den Mund geschaut...
Besser. Das ist der Eindruck der ersten Umbau-Ausgabe von "Gottschalk Live“ im ARD-Vorabend. Thomas Gottschalk kommt sichtbar leichter mit seinem Vorabend-Talk vor Publikum zurecht, das am Montagabend erstmals als Gegenpol zur Quotenflaute in sein Berliner-Talk-Studio eingezogen ist. Gottschalk wirkt souveräner. Die Montagsausgabe seines Talks kann nach Marktanteilen – Neugier bei den Fans? – immerhin die schlimmste Delle der Vorwoche mit zwei Ausgaben unter einer Million Zuschauer wieder etwas ausgleichen. "Gottschalk Live“ fährt zum Wochenauftakt mit gut 1,41 Millionen Neugierigen die beste Reichweite seit drei Wochen ein. Mehr als 5,2 Prozent Marktanteil kommen aber dennoch nicht zusammen. Auch die jungen Zuschauer haben sich nur marginal für die Ausgabe mit Oliver Pocher und "Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer interessiert: 310.000 Zuschauer unter 50 Jahren und 3,4 Prozent Marktanteil bei den Jungen – da muss Gottschalk weiter ran. Was er auch vorhat.
Sehr selbstkritisch hat Thomas Gottschalk am Montag die Umbauten den Zuschauern erklärt, seinen Kampf mit der Quote, mit dem Sendeplatz, mit dem Konzept. "Wir gehen nicht – aber wir bauen um“, so das neue Motto, sichtbar gemacht durch die Umzugskartons im Hintergrund in dieser Woche. Gottschalk räumt ein, dass er seit dem Start in der ARD-"Todeszone“ einiges falsch gemacht hat – überlässt es aber dem witzigen Einspieler des NDR-Satiremagazins "Extra 3“ unter der Überschrift "Moderieren für Vollprofis", diese Fehler dem Publikum aufzuzeigen. Perspektive zeigt er auf, als er sich offen zur Suche nach einem weiblichen Sidekick äußert: "Nachdem Michelle mir mit diesem Lederfritzen, durchgegangen ist, dem Italiener, muss ich mich neu orientieren. Auf diese Suche haben sich ja deutlich mehr Menschen gemeldet, als auf die 'Wetten, dass'-Nachfolge. Die großen Job-Börsen der Republik, also die 'Bunte', Harald Schmidt, natürlich auch die Zuschauer-Hotline von der ARD hat Überstunden gemacht, um all diese Bewerbungen zu sichten." Die ARD und die Produktionsfirma Grundy Light Entertainment haben regelmäßige Rubriken und eine klarere Struktur angekündigt. Seit Anfang März agiert Markus Peichl als Redaktionsleiter. Der erfahrene Medienberater und Journalist will die Show retten und bis zur Sommerpause das Konzept drehen.
Richtiggehend zerknirscht zeigt sich Thomas Gottschalk in einem Interview mit seinem einstigen Brötchengeber Bayern 3. Die Münchner ARD-Popwelle hat am Nachmittag vor der Sendung mit dem 61-jährigen Entertainer gesprochen. Dort kündigt er an, dass diese Übergangswoche mit Gästen wie Pocher oder Barbara Schöneberger (Dienstag), die ihm alle mit den Umzugskartons helfen sollen, eine längere Umbauphase einläuten soll. Er könne nun verstehen, wie sich so mancher Politiker fühle, wenn er massiver öffentlicher Kritik ausgesetzt sei. Da wisse man nun, wie es einem Otto Rehhagel oder einem Guido Westerwelle ergehe, so Gottschalk im Gespräch mit B3-Moderatorin Katja Wunderlich – und dabei wirkt er fast demütig. Auch das Hauptproblem von "Gottschalk Live“ – an dem er weiter arbeiten sollte – bringt Gottschalk im Radio-Interview auf den Punkt: Dass er nach den Dreieinhalb-Stunden-Strecken auf dem ZDF-Unterhaltungsdampfer "Wetten, dass...?“ mit den kurzen 25 Minuten im harten Programmumfeld des ARD-Vorabends zurechtkommen muss. Thomas Gottschalk wirkt immer noch so, als würde ihn die Uhr bei "Gottschalk Live“ in arge Bedrängnis stürzen. Aber wer so viel Selbstkritik zeigt, dem sei vergönnt, dass er Zeit zum Lernen bekommt...
Wer sich selbst von der ersten "neuen“ Ausgabe von "Gottschalk Live“ überzeugen will – hier der Link zur Montagsausgabe.